- Startseite - Neuigkeiten / News 2022 - "Das Fernwerk aus der Nähe" - Konzertreihe in St. Matthäus München

Künstlerische Leitung: Armin Becker

Im Rahmen eines großen vor über 10 Jahren begonnenen Renovierungs- und Erweiterungsprojekts ist die Steinmeyer-Woehl-Orgel in der Matthäuskirche am Sendlinger-Tor-Platz nun mit einem in der Münchner Orgellandschaft einzigartigen Fernwerk ausgestattet worden, das im Pfingstgottesdienst am Sonntag, den 5. Juni 2022, um 10 Uhr mit Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm eingeweiht wird. Am Vorabend der offiziellen Einweihung, am Samstag, den 4. Juni 2022, um 19.30 Uhr, wird das Fernwerk unter dem Motto "Das Fernwerk aus der Nähe" mit Konzertbeiträgen, einer Orgelpräsentation und Grußworten vorgestellt. Eine Festschrift ist in Vorbereitung.

Der Architekt der als "kulturelles Baudenkmal von nationaler Bedeutung" klassifizierten Matthäuskirche, Gustav Gsaenger, wünschte sich ein Orgelwerk im Chorraum, das aber, bis auf einen stummen Orgelprospekt, in den 50er Jahren nicht realisiert werden konnte. Hinter diesem stummen Prospekt wurde nun ein romantisches Fernwerk eines unbekannten Erbauers aus dem Jahr 1910 installiert, das das Klangspektrum der großen Steinmeyer-Woehl-Orgel nun noch einmal so erweitert, dass vor allem auch romantisch-symphonische Musik besser darstellbar ist. Insbesondere die für Fernwerke typischen mystisch-ätherischen Pianissimo-Klänge, die bei geschlossenem Jalousieschweller, erzeugt mit streicherähnlich klingenden Registern und der sagenumwobenen Vox humana, wie aus weiter Ferne aus der Orgelkammer im Turm dringen, werden die Zuhörer faszinieren.

An der Orgel werden an Pfingstsonntag drei Organisten zu hören sein: Landeskirchenmusikdirektor Ulrich Knörr wird eine Improvisation spielen, Kirchenmusikdirektor Michael Grill bringt eine Meditation über das Altarbild der Matthäuskirche mit, die er in der Zeit seines Wirkens an der Bischofskirche komponiert hat, und Armin Becker wird die Orgel mit Improvisationen präsentieren und romantische Kompositionen spielen, die die Klangmöglichkeiten des Fernwerks deutlich werden lassen.

An den Konzertabend am 4. Juni 2022 schließt sich eine international und hochkarätig besetzte Konzertreihe mit "Fernwerksorganisten" an, die an ihren Orgeln selbst über Fernwerke mit je ganz unterschiedlicher Geschichte verfügen.
Den Auftakt macht am Freitag, den 10. Juni 2022, um 19.30 Uhr, Susanne Rohn, die an der romantischen Sauer-Orgel der Erlöserkirche in Bad Homburg Nachfolgerin von Hayko Siemens ist, der nach seinem Wechsel nach München das Renovierungsprojekt auf den Weg gebracht hat. Sie wird u.a. Liszts monumentale Fantasie "Ad nos, ad salutarem undam" spielen. Ihr folgt am Freitag, den 17. Juni 2022, um 19.30 Uhr, der Schweizer Wolfgang Sieber, der bis 2021 Stiftsorganist der Hofkirche Luzern war, wo 1862 das erste Fernwerk der Orgelbaugeschichte errichtet wurde. Auf seine Komposition "Libero", in der er mit dem ihm eigenen Humor ein bekanntes Volkslied mit dem Groove des "Libertango" von Astor Piazzolla verbindet, darf man besonders gespannt sein. Eine Woche später, am Freitag, den 24. Juni 2022, dürfen wir Markus Hinz von der St. Antonius-Kirche in Düsseldorf-Oberkassel begrüßen, der neben Werken von Bach, César Franck und Sigfrid Karg-Elert ebenfalls eine Eigenkomposition präsentieren wird. Seine kürzlich renovierte Orgel aus den 1950er Jahren ist der Matthäusorgel in mancher Hinsicht nicht ganz unähnlich und besitzt seit 2018 ein Fernwerk. Am Freitag, den 1. Juli 2022, folgt Magne Draagen, der schon am Nidaros-Dom im norwegischen Trondheim über eine monumentale Steinmeyer-Orgel mit einem Fernwerk verfügte, genau wie am Hamburger Michel, wo er seit 2021 vornehmlich für die Orgelmusik zuständig ist. Er wird neben Bach, Guilmant und Karg-Elert auch norwegische und schwedische Komponisten zu Gehör bringen. Das fünfte und letzte Konzert der Fernwerksreihe wird mit einem gewissen Abstand, dann schon im Rahmen des 9. Münchner Orgelsommers, am Freitag, den 29. Juli 2022, um 19.30 Uhr, stattfinden. Auf der Orgelbank nimmt Prof. Johannes Matthias Michel von der Christuskirche Mannheim Platz, wo die als "Mannheimer Wunderwerk" titulierte Steinmeyer-Orgel, die ebenfalls ein Fernwerk besitzt, seit 1911 die Zuhörer erfreut. Johannes Matthias Michel wird neben Werken von Bach und Karg-Elert auch einige seiner eigenen, jazzinspirierten Kompositionen spielen.

Der Eintritt zu allen Konzerten ist frei, um Spenden wird gebeten.