Einheit von Spieler und Instrument
Bericht zur Orgelvesper am 03.10.2021 in St. Thomas Morus Gießen
Bei Freunden der Orgelmusik schlug das Herz schneller. Eine gut besuchte Orgelvesper erfreute die Zuhörer
am Sonntagnachmittag in der Kulturkirche St. Thomas Morus. Das Programm entsprach der Erwartung und
folgte einem dramaturgischen Aufbau. Jakob Handrack, künstlerischer Leiter der Kulturkirche, wies in seiner
Begrüßung auf das 50jährige Jubiläum der 1971 geweihten Kreienbrink-Orgel hin. Lesung und Fürbitten,
vorgetragen durch Lektorin Eva Maria Kahnke, führten den Gedanken der Einheit zum vergangenen
Nationalfeiertag fort.
Die Einheit von Spieler und Instrument vollführte auch der Organist an diesem Nachmittag. Für den
gebürtigen Lauterbacher Hubert Hübner war es das letzte Konzert in diesem Jahr. Hübner ist u.a. tätig als
stellvertretender Domorganist am Wetzlarer Dom und regelmäßiger Gast bei Konzertreihen wie der „Stunde
der Orgel“ in der Stadtpfarrkirche Marburg oder „Orgelpunkt 12“ an der Schlosskirche in Wittenberg.
Den Auftakt machte das Präludium in F-Dur von Franz Tunder (1614-1667). Das Stück atmete ganz den
Geist eines polyphonen Klangideals der norddeutschen Orgelschule. Tunder war Vorgänger Dietrich
Buxtehudes als Organist an St. Marien/Lübeck. Das zweite Werk, Präambulum in c-Moll, von Vincent Lübeck
(1656-1740) bildete in Klangfarbe und Tongeschlecht einen Kontrast. Hübner gelang es hervorragend,
diesen Spannungsbogen darzustellen.
Diese beiden Werken kulminierten in der Choralbearbeitung „Wir glauben all an einen Gott“, BWV 680. Im
Fugato beginnend, führt Bach die Stimmen in polyphoner Weise fort und spinnt sie ins Unendliche. Heraus
kommt ein klangmächtiges Werk voller Transzendenz. Hübner musiziert transparent und mit viel Gespür für
Formen und Linien.
Das Präludium und Fuge in G-Dur, op. 37 Nr. 2, von Felix Mendelssohn-Bartholdy (1809-1847) atmet
romantische Züge. Die Harmonien verschwimmen im Raum. Das Stück plätschert gemütlich vor sich hin.
Die vier Miniaturen von Noel Rawsthorne (1929-2019) sorgen klanglich für Abwechslung: ein festlicher
Auftakt, eine feierliche Prozession, ein wenig Mozart und ein abendliches Ständchen.
Für den musikalischen Abschluss sorgten das Präludium und Fuge über den Choral „Großer Gott, wir loben
dich“ der niederländischen Organistin und Komponistin Margaretha Christina de Jong (*1961). Mit seinem
triolischen Aufbau und den chromatischen Harmonieverschiebungen sorgte es für Lebendigkeit und Brilianz -
ein echter Rausschmeißer. Anhaltender Applaus.
Und so geht’s weiter..
BLUESGOTTESDIENST IM NOVEMBER
Der Herbst kommt, der November naht. Die Tage werden kürzer. Gegen Depressionen und Ängste hilft nur
eines: Zeit für echten handgemachten Blues. Zum BLUESGOTTESDIENST in der dunklen Jahreszeit lädt
die Kulturkirche am 7.11.21 um 18:30 Uhr mit der Gießener Band BLUESDOCTOR - „Blues is the healer
around the world“ - zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie ihren Medizinmann.
Anmeldung unter www.kulturkirche-giessen.de
ORGELVESPER NR. 49+50
Seit 2009 hat sich die kleine aber feine Reihe kirchenmusikalischer Konzerte in St. Thomas Morus etabliert.
48 Veranstaltungen mit über 30 neben-, ehren- und hauptamtliche Organistinnen und Organisten aus Stadt
und Region und über 1000 Besucher haben so zur Kirchenmusik in der Stadt einen wertvollen Beitrag
geleistet.
Am 21.11.21 um 16 Uhr gestaltet Nachwuchs-Organist Florian Keßler die 49. Orgelvesper am „Christkönig“-
Sonntag. Zum Abschluss des Kirchenjahres liefert Keßler, Organist an St. Albertus und Maria Frieden, den
musikalischen Kehraus.
Zur Jubiläums-Orgelvesper am 2. Adventssonntag, den 5.12.21, präsentieren Hermann und Martin Wilhelmi
Adventliches für Orgel und Posaune.
Der Eintritt ist frei. Anmeldungen jeweils unter www.kulturkirche-giessen.de |