Neues Jahr - Neue Musik Konzert in St. Matthäus München am 24.01.2020 um 19 Uhr
Werke von Olivier Messiaen, André Jolivet, György Ligeti, Bengt Hambraeus und Johann Nepomuk David
Orgel: Prof. Roman Summereder (Wien)
Zeitgenössische Orgelmusik hat in der Matthäuskirche ihren festen Platz: in den 80er Jahren etablierte Michael Grill hier die Reihe "Neue Orgelmusik München", und schon in der alten Matthäuskirche wurde neue Musik gepflegt. 1928 spielte der spätere Landeskirchenmusikdirektor Friedrich Högner an der damals wegweisenden Moser-Orgel die Uraufführung der Chaconne a-moll von Johann Nepomuk David. Dieser bedeutende österreichische Komponist bildet mit einem Auszug aus seinem "Choralwerk" die Mittelachse eines unter dem Motto "Neues Jahr - Neue Musik" stehenden Programms, für das kein geringerer als der Wiener Hochschulprofessor Roman Summereder gewonnen werden konnte, der gerade mit einer aufsehenerregenden Einspielung der Orgelwerke J. N. Davids beschäftigt ist.
Der ausgewiesene Experte für die Orgelmusik des 20. und 21. Jahrhunderts möchte mit seinem Programm auf einen besonders bewegten schöpferischen Zeitabschnitt der neueren Orgelmusik zurückblicken: auf die 1960er Jahre, in denen gestalterische und ästhetische Gegensätze hart aufeinanderprallten. Für Summereder ist die erneuerte Steinmeyer-Woehl-Orgel der Matthäuskirche ein kongeniales Medium für diese Klangwelten. Die wie im Dunkel sich vortastenden Klanggespinste der 1962 entstandenen "Phantasien für Orgel" des unbeirrt an der polyphonen cantus-firmus-Technik festhaltenden Altmeisters J. N. David umrahmt Summereder in seinem klug durchdachten Programm mit Werken von Bengt Hambraeus und György Ligeti, die die traditionsbrechende "Neue Orgelmusik" der 60er Jahre repräsentieren. Als deren programmatischer Vorbote erklingt am Anfang ein alttestamentlicher "Schrei aus dem Abgrund" aus dem Jahr 1951 von Olivier Messiaen, und mit der ein Jahrzehnt später von der einzelgängerischen Spiritualität Teilhard de Chardins inspirierten "Hymne à l´univers" seines Jeune France-Compagnon André Jolivet schließt sich der farbenreiche Klangbogen.
Roman Summereder studierte Kirchenmusik und Orgel bei Anton Heiller und Musiktheorie und Komposition bei Kurt Schwertsik in Wien sowie Cembalo bei Robert Kohnen in Brüssel. Seit 1979/80 lehrt er an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien. Über seine universitäre Lehrtätigkeit hinaus engagiert er sich auf vielfältige Weise für die Vermittlung musikalischer Inhalte: in Interpretationsseminaren (wie z.B. an der Internationalen Sommerakademie in Haarlem/Niederlande), Aufsätzen, Interwiews, Radio- und Fernsehsendungen (wie z.B. im Film "Grenzklänge - das Phänomen György Ligeti", produziert von ORF/3Sat 2003 zum 80. Geburtstag des Komponisten). In diesem Sinne gelten auch seine Buchveröffentlichungen zur Orgelmusik im Spannungsfeld der Moderne als Standardwerke kirchenmusikalischer Forschung. Hohe Wertschätzung erfahren Roman Summereders Einspielungen von Schlüsselwerken des 20. Jahrhunderts. So wurde die CD "Zungen aus Feuer" 2008 mit dem Pasticcio-Preis des ORF ausgezeichnet, und die Hindemith-CD erhielt 2012 die Höchstprämierung bei "Klassik heute". Besondere Aufmerksamkeit erlangte die weltweit erste Gesamtaufnahme des Orgelwerks von Anton Heiller, die 2014 bei "Ambiente Audio" erschien.
Das Konzert findet am Freitag, den 24.1.2020, um 19 Uhr in der Münchner Matthäuskirche am Sendlinger-Tor-Platz statt. Der Eintritt ist frei, um Spenden wird gebeten. |