Komponist: Timothy Miller
Verlag: Cantando
Bei dem Begriff Voluntary denke ich zunächst an festliche Musik im Stile von Purcell, Stanley, Händel. Somit erinnert diese Bezeichnung an die englischen Barockepoche und ist in etwa in der ursprünglichen Funktion mit der Gattung Präludium vergleichbar.
Ansonsten ist Voluntary übersetzbar mit spontan bzw. freiwillig. Somit ist die Namensgebung sinnvoll und gut gewählt, zumal es sich bei allen Stücken um Kompositionen mit improvisatorischem Charakter handelt.
Timoty Miller ist Jahrgang 1957 und wurde in Colchester, England geboren und am am Colchester Institute, am King´s College, der University of London, der Royal Academy of Musik sowie der Surrey University ausgebildet. Er schrieb eine Dissertation über Benjamin Brittens geistliche Musik. Zu Millers Lehrern zählt Organist Harrison Oxley (Organist an St. Edmundsbury Cathedral), Musikwissenschaftler Arnold Whittall und Komponist Richard Arnell.
Miller wanderte 1990 nach Norwegen aus und war von 2000 bis 2018 als (Sub-)Professor für Harmonielehre, sowie Analyse am Institut für Musik und Tanz der Universität Stavanger tätig. Von 2012 bis 2015 amtierte er als Kathedralorganist an Stavanger, der ältesten Domkirche Norwegens.
Millers Stil erinnert mich angenehm an den belgischen Organisten Flor Peeters (1903-1986).
Die ansprechende Titelseite zeigt einen fünfteiligen Orgelprospekt der Historismus-Epoche, warum nicht die Reil-Orgel von 1991 mit III/51 in Stavanger Cathedral?
Die fast 40-seitige Notenausgabe bringt sehr flüssige und farbige Musik des Komponisten, der eine Vorliebe für ständige Taktwechsel hat, was durchaus positiv im Sinne eines lebendigen Vortrages zu sehen ist. Eine weitere lobenswerte Eigenart ist die konsequent lineare Kompositionsweise mit überzeugenden Trends aus Gegenbewegungen und Motivtranspositionen. Darüber hinaus sind mehrfache virtuose Toccata-Anklänge und flüssig virtuose Spielfiguren vorhanden. Registrierungshinweise gibt es nicht, dafür aber Hinweise auf Dynamik.
Gemäß den Angaben des Komponisten sind sämtliche Stücke in Kleppe/Norwegen entstanden und zwar im Zeitraum vom 9.6.2018 bis 11.06.2019.
Die letzten drei Voluntaries sind liturgisch zu sehen und tragen laut englischem Vorwort Zusatzinformationen Ascension (Himmelfahrt), Easter (Ostern), Whitsun (Pfingstmontag).
Voluntary Nr. 5 ist Carson Cooman gewidmet und auf dessen youtube-Channel finden sich auch etliche Einspielungen von Timothy Millers Kompositionen.
Aufgrund der übersichtlichen bzw. überschaubaren Länge – das kürzeste Stück hat 16, das längste Stück hat 85 Takte – steht liturgischen Einsätzen nichts im Wege. Ebenso ist die Kombination mehrerer Titel für den Konzertgebrauch denkbar.
Auf weitere Werke aus der Feder dieses Komponisten darf man gespannt sein.
Christoph Brückner - für www.orgel-information.de
Dezember 2020 / März 2021
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