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Die Orgel in St. Willehadi-Kirche Wremen

Die Moizen-Orgel
Disposition
Geschichte der Peternell-Orgel
Disposition
Reparaturen
Restaurierungsbericht

Die Kirche
Historie und Kunstschätze
Das Pfarrbüro
Das Gemeindehaus
Aktivitäten
Die „Moitzen-Orgel"

Die Willehadi-Kirchengemeinde zu Wremen hatte zu Beginn des 17. Jahrhunderts bereits eine beachtliche Orgel. Sie stand an der Westseite der Kirche und bestand aus einem Oberwerk, zwei seitlich daneben aufgestellten Pedaltürmen und einem Rückpositiv. Die Windversorgung geschah durch sechs Keilbälge aus Eiche, die unten im Turmgewölbe der Kirche untergebracht waren Die Orgel wurde um 1624 von den Buxtehuder Orgelbaumeistern Antonio u. Henrico Moitzen (Vater und Sohn) erbaut.

Die Wremer ,,Moitzen-Orgel" besaß ein Oberwerk mit 12 klingenden Stimmen, ein Rückpositiv mit 11 Stimmen und ein selbständiges Pedal mit 7 Stimmen, insgesamt 30 Stimmen. Im Kontrakt vom 2. 5. 1624 wird uns die Disposition der Orgel mitgeteilt:
Disposition

Oberwerk

Riickpositiv

Pedal

Principal 8' Principal 4' Principalbaß 12'
Gedact 8' Principal 8' (Disk.) Octavenbaß 8'
Octave 4' Quinteden 8' Russpipenbaß 2fach.
Superoctave 2' Hollfloit 4' Barfloitenbaß
Spilpfeiff 2' Waltfloit 2' Bassunbaß 16'
Nasath 1 1/2' Superoctave 2' Trumpettbaß 8'
Gemshorn 1' Ziflitt l' Cornet-Baß 2'
Mixtur 4fach Quintfloit l 1/2'
Cimbel 2 fach Mixtur 3-4fach (Cimbel 2fach)
Trumpett 8' Krumbhorn 8'
Zincke bis G
Regal 8'

Diese Orgel stand der Kirchengemeinde fast 240 Jahre zur Verfügung. Namhafte Orgelbauer wie die Schnitger-Schüler Gregorius Struve (1728 u. 1736), Johann Caßbar Struve(1744), Jacob Albrecht (1747) u. a. haben an ihr gearbeitet und sie gepflegt.

Der Zahn der Zeit, Undichtigkeiten und Schäden an den Orgelteilen und Pfeifen, aber auch neue Erkenntnisse, Auffassungen und Strömungen in der Weiterentwicklung der Kirchenmusik führten schließlich zur Aufgabe der Orgel. Von einer neuen Orgel erwarteten Kirchenvorstand und Kirchenmusiker mehr Volksnähe und Modernität und die Hoffnung, das aufkeimende Klanggut der beginnenden Romantik in der Musik zeitgerechter darstellen zu können. Von der alten „Moitzen-Orgel" blieben die 6 Keilbälge, die auch heute noch in Funktion sind, die beiden Registertafeln links und rechts neben dem Spieltisch - und alte, geschnitzte Schleierteile vom Prospekt und den Pfeifentürmen, erhalten. Sie sollten gleichfalls restauriert und für die Gemeindeglieder sichtbar in einem Schaukasten der Kirche ausgestellt werden.

Geschichte der Peternell-Orgel

Zu Beginn des Jahres 1862 beauftragte der Kirchenvorstand der Willehadi-Kirchengemeinde Wremen den Orgelbauer Johann Hinrich Rover, Beverstedt, zur Abgabe von Angeboten über die Reparatur und Erneuerung der „Moitzen-Orgel" von 1624 - und über einen Orgelneubau. Beide Angebote lagen dem Kirchenvorstand Ende Januar vor. Die Kosten für die Erneuerung betrugen 1000 Reichsthaler, für den Neubau 1711 Thaler. Der verhältnismäßig geringe Preisunterschied zwischen beiden Vorhaben ermutigte den Kirchenvorstand, unterstützt von den Gemeinde-Commissarien, sich für den Neubau der Orgel zu entscheiden. Neben Rover wird der Lilienthaler Orgelbauer J. H. Rohdenburg und - im Spätherbst - die Orgelbauanstalt der Gebr. Carl Friedrich und August Peternell zu Seligenthal, Thüringen, zur Abgabe eines Angebots aufgefordert. Der Kirchenvorstand ließ sich von der Firma Peternell ein vergleichbares Angebot geben. Dies Angebot fand die Zustimmung des Kirchenvorstands und der Kirchenbehörde und führte zum Auftrag und Vertrag.

Der Kirchenvorstand beschließt am 7.1.1863, den Gebr. Peternell den Auftrag zu erteilen.
Das ausführliche und bis ins Detail gehende Angebot, die Angaben über die beim Bau zu verwendenden Materialien, Edelhölzer und Pfeifen, deren Klangwirkungen -, und der im „byzanthinischen Stil" entworfene Pfeifenprospekt hatten den Kirchenvorstand überzeugt. Röver und Rohdenburg konnten dem Kirchenvorstand nichts Vergleichbares vorweisen. Die drei Brüder Carl, August und Wilhelm Peternell hatten sich in der Peternellschen Orgelbauanstalt die Aufgabengebiete geteilt. Carl vertrat die Firma nach außen, erarbeitete die Angebote, schloß Kontrakte, verteilte die auszuführenden Arbeiten, intonierte und stimmte. August überwachte den innerbetrieblichen Ablauf der Arbeiten und stellte die Orgeln auf. Wilhelm gestaltete den Dekor, das äußere Drum und Dran der Orgel. Er war für die Spieltische, Klaviaturschränke u. Registerknöpfe, und für Dreh und Schnitzarbeiten einschließlich der Bemalung u. Vergoldung zuständig.

In der Willehadi-Kirche beginnen 1863/64 die Vorarbeiten für die Aufnahme der neuen Orgel. Die alte Orgel wird abgebaut, die Orgelempore erneuert und erweitert. Die sechsfache Keilbalganlage von 1624 wird aus dem unteren Turmgewölbe herausgeholt und hinter der Orgel auf das Turmgewölbe gestellt. Dort wird sie durch eine massive Holzverkleidung und einem Dach gegenüber äußeren Einflüssen gesichert. Im Sommer 1864 wird die neue Orgel über Geestemünde angeliefert, nach Wremen geschafft und in der Kirche aufgestellt.

Folgende Disposition kam zur Ausführung: (Vgl. Disposition lt. Angebot vom 20. 11. 1862)

I Hauptwerk II Oberwerk III Pedal
Principal 8' Geigenprincipal 8' Posaunenbaß 16'
Quintatöne 16' Lieblichgedackt 16' Violon 16'
Violade-Gambe 8' Salicional 8' Subbaß 16'
Hohlflöte 8' Harmonica 8' Principalbaß 8'
Trompete 8' Gemshorn 4' Gedacktbaß 8'
Octave 4' Flöte dolce 4'
Hohlflöte 4'
Quintflöte 22/3'
Octave 2'
Mixtur (l 1/3') 4fach

IV. Nebenzüge
1. Manualcoppel
2. Pedalcoppel
3. Windablaß für Man.
4. Windablaß für Ped.
5. Calicantenwecker

In Summa 27 Register und 22 klingende Stimmen. (Kosten = 1.765 Thaler)

Gegenüber dem Angebot und Contract (s. o.) wurde die Disposition von Peternell ohne Nachberechnung im Oberwerk um das Register Liebl. Gedackt 8' erweitert. Außerdem wurde die Zusammensetzung der Hauptwerk-Mixtur statt auf 2' auf 1 1/3' aufgebaut!

Reparaturen

Diese klangschöne und handwerklich solide angelegte Orgel erlitt in den nachfolgenden Jahren durch klimatische Einwirkungen von innen wie von außen empfindliche Schädigungen. Durch den Einbau einer Heizung und deren Wärmestrahlung entstanden im Winterhalbjahr 1896/97 Schäden an den größeren Holzpfeifen. Auch Quintatön 16' wurde unbrauchbar. Bei der ersten Reparatur 1898 wurden die aufgesprungenen Holzpfeifen repariert. Die 36 Zinnpfeifen der Quintatön erhielten statt der undicht gewordenen Holzspunde gut belederte Metallhüte. (Kosten = 45 Mrk)

Als 1909 der letzte Inhaber der Orgelbauanstalt der Gebr. Peternell starb, wurde die Pflege der Orgel ab 1910 der Orgelbau-Firma Furtwängler & Hammer, Hannover, übertragen. Diese reinigte 1911 die Orgel und sorgte für die nächsten drei Jahrzehnte für die sichere Funktion und Klangwirkung der Orgel.

Als mit Beginn des ersten Weltkrieges kriegsbedingt die Turmspitze des Kirchturms abgebrochen werden mußte, erlitt die Orgel Schäden durch einströmende Kaltluft und Nässe. Die beiden Zungenstimmen Trompete und Posaune wurden unbrauchbar und wegen der hohen Kosten nicht erneuert.

1917 wurden die 77 Prospektpfeifen der Orgel durch den Reichsmilitärfiskus beschlagnahmt. Den Ausbau übernahm die Pflegefirma. Die Kirchengemeinde erhielt dafür vom Staat eine Entschädigung von 791 Mark.

Durch den fehlenden Schutz durch die Prospektpfeifen verstaubte die Orgel mehr und mehr, so daß 1924 eine erneute Reparatur und Reinigung durch die Firma Furtwängler & Hammer erforderlich wurde. Bei der jährlichen Pflege werden ab 1926 die beiden Zungenregister nicht mehr berücksichtigt!

1929 erfolgt durch den Orgelbauer Alfred Führer der Firma Furtwängler & Hammer der Einbau eines neuen elektrischen Gebläses für die Windversorgung. (Kosten 640 M.)

1930 erhält die Orgel durch die Firma L. Wetzel, Hannover, neue Prospektpfeifen aus Zink. Es sind 28 klingende und 49 stumme Pfeifen. Bei dieser Maßnahme werden Schäden an der vorderen Gehäusefront festgestellt. Der Prospektrahmen ist instabil. Die Holz- und Metallpfeifen des II. Manuals hängen nach hinten. Einige Holzteile und Pfeifen aus Fichte, Ahorn und Birnbaum sind vom Holzwurm befallen. Die Harmonica-Flöte im Oberwerk ist gänzlich abgängig! Wetzel repariert die Schäden, reinigt und stimmt die Pfeifen des II. Manuals und ersetzt die vom Holzwurm befallene Harmonica-Flötc durch eine überblasende Flöte aus Metall. Er erhält dafür 305 Mark. - Die Holzwurmschäden bleiben jedoch unbehandelt! - Wetzel beurteilt die Orgel als „ein recht mäßiges Peternellwerk von 1865".

1936 wird von der Firma Furtwängler & Hammer eine weitere Reinigung mit Holzwurmbehandlung durchgeführt. (Kosten 215 Mark) Leider brachte die Behandlung keinen nachhaltigen Erfolg. In den Zustandsberichten des Orgelrevisors Alfred Hoppe (1943) und der Firma Führer (1950) wird wiederholt auf die voranschreitenden Schäden durch den Holzwurmbefall an den Pfeifenstöcken, Stollen, Rastern, Müllern und Holzpfeifen hingewiesen. Die Orgel ist verschmutzt, befriedigt klanglich nicht mehr, die Traktur arbeitet zu zäh und zu schwer!

Ende der 60iger Jahre wurden bei verschiedenen Firmen Angebote über eine Restaurierung oder Erneuerung und über einen Neubau der Orgel eingeholt. Auch sollte gegebenenfalls aus einer anderen Kirche eine Orgel übernommen und hinter dem Prospekt aufgestellt werden. Aber all diese Pläne und Voranschläge brachten das Vorhaben nicht weitet. Es fehlte dem Kirchenvorstand an den erforderlichen Mitteln.

Schließlich wurde die Orgel auf Empfehlung der Sachverständigen der Landeskirche unter Denkmalschutz. gestellt. (27. 4. 70). Die Orgel war als denkmalwürdig erkannt worden und mußte restauriert werden. Die erforderlichen Vorarbeiten wurden eingeleitet, eine Bestandsaufnahme erstellt, ein Restaurierungsplan erarbeitet.

Der Kirchenvorstand entschloß sich zwischenzeitlich für den Ankauf eines gebrauchten Führer-Positivs aus der Melanchthon-Kirchengemeinde Bremen-Osterholz, um für den Zeitraum bis zur Restaurierung der Peternell-Orgel ein brauchbares Begleitinstrument für den Gemeindegesang zu haben.

Dank einer großherzigen Spende wurden Kirchenvorstand und Kirchengemeinde in den 80iger Jahren in die Lage versetzt, die Planung und Durchführung zur Restaurierung der Peternell-Orgel wieder aufnehmen zu können. In der Orgelbaufirma Eule, Bautzen, wurde ein Betrieb gefunden, der für die Restaurierung der Peternell-Orgel zu Wremen beste Voraussetzungen mitbringt. Mögen die Empfindungen und Erwartungen des Kirchenvorstands, der Gemeindeglieder und der Freunde der Kirchenmusik von der alten restaurierten Orgel der Gebr. Pcternell nicht enttäuscht werden!

Bülkau, 19. 11. 1991

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Restaurierungsbericht

Vorgefundener Zustand
Bei der am 27. Oktober 1988 erfolgten Untersuchung der Orgel ergab sich folgendes Bild:

Das Werk war unspielbar, da die Bälge keinen Wind mehr hielten. Zahlreiche Pfeifen waren durch die 1970 erfolgte Untersuchung der Orgel und wegen Baumaßnahmen an der Kirchendecke ausgebaut und lagen teils im Orgelinneren, teils im Balgraum. 134 Pfeifen fehlten. Die Holzteile wiesen erheblichen Wurmbefall auf. Ton- und Registermechaniken waren stark ausgespielt. Die Windladen wiesen zahlreiche Trocknungsrisse auf. Viele Metallteile zeigten starke Korrosion.

Ausgeführte Maßnahmen

Ausbau und Werkstattarbeiten
Im Frühjahr 1991 wurde das gesamte Orgelwerk (außer Gehäuse, Stellagen und Balghaus) ausgebaut und in die Werkstatt nach Bautzen transportiert. Dort erfolgte auf Grundlage der Restaurierungskonzeption des Orgelsachverständigen vom Landeskirchenamt Hannover, Uwe Droszella und des Orgelrevisiors für den Sprengel Stade, Albrecht Ubbelohde, sowie des Kostenvoranschlages von Orgelrestaurator Helmut Werner der Bautzner Orgelwerkstatt Eule die Instandsetzung aller Orgelteile.

Wiedereinbau
Am 16. September 1991 wurden die restaurierten Teile nach Wremen zurückgebracht und in der Folgezeit wieder zusammengesetzt.

An den einzelnen Orgelkomplexen wurden folgende Arbeiten ausgeführt:

Windladen
• Abnehmen der Pfeifenstöcke und Schleifen
• Ablösen der Windkästen
• Abrichten der Windladenober- und Unterseiten, bis sie vollkommen eben sind
• Ausspänen der vorhandenen Trocknungsrisse
• Einsägen von Trennschieden, um neuerlichen Rissen vorzubeugen
• Ausgießen der Tonkanzellen mit Warmleim
• Aufleimen der Windkästen
• Belederung der Ladenunterseiten mit Kalbsleder
• Neubelederung und Wiederaufbringen der Tonventile
• Aufleimen von Lederringen auf sämtliche Tonbohrungen
• Erneuerung der Pulpetendrähte aus nichtrostendem V-2A-Stahl
• Polieren und Regulierung der originalen Ventilfedern
• Neuaufpassen der Pfeifenstöcke

Windanlage
• Generalüberholung von zwei der sechs Keilbälge von 1624 in der Werkstatt und Wiederanschluß an die Kanalanlage
• Instandsetzung der vier übrigen Keilbälge und der Tretanlage vor Ort
• Reparatur bzw. Erneuerung von Kanälen und zwei Stoßfängerbälgen
• Einbau eines neuen elektrischen Winderzeugers

Tonmechanik
• Instandsetzung des Spieltisches und der Klaviaturen
• Neulagerung aller Achspunkte der Mechanik
• Erneuerung sämtlicher Messingdrähte
• Einbau der Tonmechanik mit dem Ziel möglichster Leichtgängigkeit und Geräuscharmut

Registermechanik
• Überarbeitung aller Lagerstellen der Mechanik

P feifenwerk
• Instandsetzung des originalen Metall- und Holzpfeifenwerks mit Ausspänen und Neuverleimen aller undichten Fugen der Holzpfeifen
• Reinigung, Ausformung und Nachlöten der Metallpfeifen
• Nachfertigung der fehlenden und stark vom Holzwurm zerstörten Pfeifen in Bauweise von Peternell
• Neuanfertigung der Holzregister Lieblich Gedackt 16 Fuß, Lieblich Gedackt 8 Fuß und Harmonica 8 Fuß nach dem Vorbild der Peternell-Orgel in Großaga bei Gera (1863). Diese drei Register waren in der Wremer Orgel nicht mehr vorhanden.
• Neubau der Prospektpfeifen (77 Stück) in 14-lötiger Zinnlegierung (88% Zinn, 12% Blei) in handpolierter Ausführung

Gehäuse, Stellagen
• Tischlermäßige Instandsetzung des Gehäuses
• Festigung der Stellagen durch Einbau eines stabilen Eichenträgers im Oberwerk
• Retusche und Überarbeitung der Farbfassung des Gehäuses durch Restauratoren

Intonation
• Durcharbeiten aller 22 Pfeifenreihen in Hauptwerk, Oberwerk und Pedal mit dem Ziel prompter Ansprache und guter Ausgeglichenheit, ohne den vom Erbauer beabsichtigten Klangcharakter zu verändern

Stimmung
• Einstimmung der Orgel in gleichstufiger Stimmung mit einer Tonhöhe von a = 435 Hertz bei 16° C

Winddruck
• Der Winddruck wurde nach Klangversuchen auf 56 mm Wassersäule festgelegt.

Während der Arbeiten wurden auftretende Fragen und Probleme in enger Zusammenarbeit mit dem Sachverständigenausschuß, bestehend aus OSV Uwe Droszella und OR Albrecht Ubbelohde, gelöst.

Die Kirche

Die große St. Willehadi-Kirche in der Ortsmitte mit dem Friedhof fällt ins Auge. Der 52 Meter hohe Turm überragt schließlich alle Gebäude des Ortes. Seit 1150 n. Chr. steht sie auf der Dorfwurt, bietet für Gottesdienste, Trauerfeiern, Hochzeiten, Taufen und Konfirmationen den Mittelpunkt für die Gemeindeglieder und zieht zudem als denkmalgeschütztes, historsch wertvolles Bauwerk alljährlich unzählige Besucher an.

Historie und Kunstschätze

Mit dem Bau der St.-Willehadi-Kirche zu Wremen wurde etwa 1200 begonnen – im romanischen Stil (Rundbogenfriese und Lisenen an den Außenwänden und Balkendecke im Inneren).

Errichtet wurde die Kirche auf der Dorfwurt aus Tuffstein, der aus dem Eifelgebiet stammt. Nach einer alten Sage soll ein Sturm ein Schiff mit Tuffstein auf das Wremer Watt geworfen haben, das die Wremer dann strandeten. Später tauschte man Wurster Gerste gegen Tuffstein.

Die Wremer bauten sich ein stattliches Gotteshaus mit 49 m Länge (9.50 m der Turm; 29 m das Schiff; 10.30 m das Sanghaus). Der Turm 9.50 m mal 9.50 m und 50 m hoch steht auf einem stabilen Fundament von Findlingen. Schmale Lichtschlitze nach innen sich erweiternd, im Norden und Süden des Turmes, werden als Schießscharten angesprochen. So erhält man den Eindruck eines Festungsturmes. Er wird daher von Heimatforschern „als Burgfried in dieser kirchlichen Seeburg“ bezeichnet. Seeleuten hat er immer als Seezeichen gedient.

Unfassende Renovierungsarbeiten in den Jahren 2001 bis 2007 sorgten u. a. für ein neues Außenmauerwerk aus Tuffstein, einen neuen Innenputz sowie eine moderne Kirchenheizung. Auch die Wandmalereien und das Inventar wie Altar, Kanzel und Taufe wurden restauriert. Insgesamt kostete diese Renovierung € 1.450.000,-.

Der Altar (1709 von Jacob Helmers aus Stade gefertigt)
Im großen Mittelfeld des hohen barocken Aufbaues über der Abendmahlsdarstellung liest man die Einsetzungsworte in der ursprünglichen Goldschrift. Darüber im ovalen, goldenen Strahlenkranz das Wort: Christus. An je zwei gewundenen Säulen rechts und links des Mittelfeldes stehen die vier Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas und Johannes mit ihren Attributen: Engel (Mt.), geflügelter Löwe (Mk.), Stier (Lk.) und Adler (Joh.). Im Oberbau: im Rundbild das Opferlamm mit der Siegesfahne, flankiert von Moses mit den Gebotstafeln und Johannes dem Täufer. Auf den Segmentbögen sitzen Putten mit den Marterwerkzeugen Hammer, Nägel und Ysop. Der Altar wird bekrönt von dem Auferstandenen mit der Siegesfahne

Die Kanzel (1670)
Je sechs geschnitzte Figuren am Schalldeckel und am Kanzelkorb, der von einer Mosesfigur getragen wird, stellen die zwölf Apostel dar.

Die Taufe (1738)
Den Taufdeckel zieren Darstellungen der vier Evangelisten, zu ihren Häuptern steht Jesus Christus. Auf dem goldenen Schild in seiner linken Hand ist der Taufbefehl zu lesen. Das Taufbecken ist von einer siebenseitigen, geschnitzten sogen. „Umwehrung“ eingefasst.

Die Decke des Kirchenschiffes (1737)
Die durch Balken in 13 Felder eingeteilte Decke wurde von dem Maler Johann Hinrich Vogt ausgemalt und zeigt Motive aus dem Alten und Neuen Testament: (von der Kanzelseite zur Orgel hin) Mose auf dem Berg Sinai, die Stiftshütte, der Tempel Salomos, die Bundeslade, der Räucheraltar, der siebenarmige Leuchter, die Schaubrote, das eherne Meer, das Brandopfer, die Beschneidung, das Abendmahl und der erhöhte Christus.

Die Orgel (1865)
Die alte Orgel von 1624 war „recht abgängig geworden“, daher wurde bei der Firma Peternell aus Seligenstadt für 1765 Reichstaler eine neue Orgel bestellt. Ein Teil dieses Geldes wurde durch den Verkauf der Kirchenplätze auf dem neuerbauten Orgelchor aufgebracht. Wremer Gemeindemitglieder zahlten für Plätze in der vordersten Bankreihe auf dem Orgelchor 75 Reichstaler. Am 5. Januar 1865 erfolgte die Abnahme der „neuen“ Orgel. Sie wurde 1991 renoviert.

Und sonst noch?
Teilweise erhaltene Wandmalereien. Etliche, sorgfältig verzierte und interessante Kirchenstühle (Priechen, Kästen, Koben) z. B. aus den Jahren 1574, 1676, 1715 sowie alte Bankwangen mit Wappen bzw. Hausmarken. Grabplatten aus dem 16./17. Jhdt. mit interessanten Inschriften. Ein Opferstock, vermutlich aus dem 17. Jhdt., sowie ein uralter Taufstein.
Das Modell der Kuff „Wremen“. Dieses Schiff war hier 1860 beheimatet und wurde zur Erinnerung an die große Sturmflut im Februar 1962 aufgehängt.

Das Pfarrbüro ...

... erreichen Sie in der Lange Straße 23 und unter KGWremen(at)evlka.de.
Unsere Pfarrsekretärin ist dort Dienstags, Mittwochs und Donnerstags von 8:30 Uhr bis 12:00 Uhr anwesend.
Das Gemeindehaus

Die überwiegende Zahl der Veranstaltungen und Gruppen findet im Pfarrhaus/Gemeindesaal statt. Es ist leicht zu finden: Wenn sie durch die Wurster Landstraße fahren, müssen Sie bei der "Wremer Geschenkeecke" in die Mittelstraße einbiegen. Beim letzten Haus auf der linken Seite handel es sich um das Pfarrhaus. Der erste Eingang führ zum Pfarrbüro, der zweite Eingang ist für das Gemeindehaus und das Büro der Diakonin. Den Parkplatz erreichen Sie über die Lange Straße.

Aktivitäten

Gottesdienste: zwischen Pfingsten und Erntedank feiern wir jeden Sonntag um 10.30 Uhr Gottesdienst. Jeden 1. Sonntag Abendgottesdienst um 18.00 Uhr.  Zwischen Erntedank und Pfingsten findet nur an jedem 2. Sonntag um 10.30 Uhr unser Gottesdienst in Wremen statt. An den „freien“ Sonntagen sind Sie herzlich eingeladen, unsere Gottesdienste in Misselwarden (9.30 Uhr) und Mulsum (9.30 Uhr) zu besuchen. Änderungen an den besonderen kirchlichen Feiertagen wie Heiligabend, Ostern, Pfingsten, Ewigkeitssonntag werden aktuell bekannt gegeben.
Im Gemeindehaus
Kindergottesdienste: für alle Kinder von 5 bis 11 Jahren aus den drei Gemeinden Misselwarden, Mulsum und Wremen jeweils sonntags um 10.30 Uhr im Gemeindesaal in Wremen. In den Ferien finden keine Kindergottesdienste statt.

Frauenkreis: Themen- oder Bastelabende, gemeinsame Theaterbesuche oder Radtouren sind Grundlage der monatlichen Treffen, die jeden 2. Montag in Monat um 19.00 Uhr stattfinden.

Spieletreff mit Klönschnack: jeden 3. Donnerstag im Monat um 15.00 Uhr

Außerdem: Gemeindefahrten, Weltgebetstage, Erntedankfestsuppe, Adventskranzbinden, Krippenausstellung und besondere Familiengottesdienste.


Mit freundlicher Genehmigung der Kirchengemeinde
OI-W-16
weiterführende Links:

Webseite Kirche Wesermünde