Die Saalorgel im Kurhaus Wiesbaden - Allgemeine Informationen
Zur Ausstattung des Friedrich-von-Thiersch-Saales gehört seit dem Neubau des Kurhauses 1907 eine Orgel. Sie steht – meist verdeckt - hinter dem vergoldeten Gitter der Bühne.
An dem ehemaligen Instrument, dem Op. 1000 aus der bekannten Orgelbauanstalt Wilhelm Sauer, Frankfurt (Oder), spielten so angesehene Organisten wie Fritz Volbach, Charles-Marie Widor, Enrico Bossi, Karl Straube, Alfred Sittard, Louis Vierne, Marcel Dupré, Friedrich Petersen und Kurt Utz. Dieses Instrument wurde im 2.Weltkrieg zerstört.
1954 erhielt der Saal die dreimanualige Steinmeyer-Orgel Op. 1855 mit 44 Registern nach einer Disposition von Prof. Kurt Utz.
Im Zuge der originalen Wiederherstellung des Friedrich-von Thiersch-Saales in den Jahren 1985-88 wurde auf Initiative des Architekten Friedhelm Gerecke auch die Steinmeyer-Orgel erneuert und erweitert. Sie hatte danach 48 Register und ein Schwellwerk mit Schwebung. Der Spieltisch erhielt eine Setzeranlage; er ist auf der Bühne fahrbar. Das Gitter vor der Orgel konnte - allerdings nur in seinem oberen Teil - geöffnet werden. 2008 ließ der Verein das Gitter so umbauen, daß es in seiner ganzen Höhe zu öffnen ist und die Prospektpfeifen einschließlich Fuß und Labium sichtbar sind.
Eine zweite Erweiterung erfuhr die Orgel im Jahre 2010. Orgelbaumeister Giovanni Crisostomo (Königheim) unter Mitarbeit von Gero Sandri ergänzte das seit 1988 vorgesehene Register Kornett im Hauptwerk mit Auszügen einer 8´Reihe ins Hauptwerk und einer 4´Reihe ins Pedal.
An der Finanzierung dieser Arbeiten beteiligten sich das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst, die Sparda-Bank Hessen, die Nassauische Sparkasse, der städt. Eigenbetrieb TriWiCon und der Förderverein.
Des Weiteren wurde noch – mit finanzieller Unterstützung der Hessischen Staatskanzlei – zur Windstabilisierung ein Schwimmerbalg eingebaut.
Die Orgel hat nun 51 Register.
Ein weiterer Meilenstein war 2017 die Anschaffung des neuen ROTEN SPIELTISCHS. Zwar ist der Steinmeyer-Spieltisch nach wie vor funktionsfähig; die Ausfälle seiner Elektronik hatten sich aber derart gehäuft (und deren Reparatur wäre derart teuer), dass wir der TriWiCon einen Neubau mit aller heute üblichen Technik vorgeschlagen haben. Auffallend sind seine Form, seine reduzierten Maße und – natürlich auch – seine Farbe. Diese wurde extra gewählt, damit der Einsatz des Instruments während der Konzerte jedem Konzertbesucher auffällt. Die Höhe der Manuale (und natürlich auch die der Bank) kann an die Körpermaße der Spieler und Spielerinnen angepasst werden.
Schöpfer des ROTEN SPIELTISCHS ist Andreas Seul (Hüttenberg). Er hat sich im Ausschreibeverfahren gegen namhafte Konkurrenz durchsetzen können. Der Förderverein Kurhausorgel hat etwa die Hälfte der Anschaffungskosten übernommen.
Das Instrument wird bei Konzerten und Festveranstaltungen als Solo- und auch als Begleitinstrument eingesetzt. Renommierte Organisten wie Yves Devernay (Paris), Ullrich und Martina Böhme (Leipzig), André Pagenel (Bourges), Martin Lücker (Ffm), Arvid Gast (Lübeck), Edgar Krapp (München), Felix Hell (Baltimore), Fritz Walther (HR Ffm), Iveta Apkalna (Riga/Berlin), Markus Bieringer (Karlsruhe), Leo van Doeselaar (Amsterdam/Berlin), Gabriel Dessauer (Wiesbaden), Hans Uwe Hielscher (Wiesbaden), Olaf Joksch (Ffm), Evert Groen (Riedstadt) und Katelyn Emerson (Boston) haben auf ihr konzertiert.
Ein fester Bestandteil des Wiesbadener Kulturlebens sind die Orgelkonzerte und Tage der "Offenen Orgel" im Kurhaus an Ostern oder Pfingsten mit Organisten des Vereins und Gastorganisten.
Kurator der Kurhaus-Orgel ist seit 1986 Friedhelm Gerecke. Er pflegt das Instrument, prüft und stimmt es vor jedem Konzert. Dabei wird er seit 2004 vom Förderverein Kurhausorgel e.V. unterstützt.
Als weiteres Projekt steht die Reinigung des Instruments an, mit der auch Verbesserungen vorgenommen werden sollen.
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Disposition (2010)
Steinmeyer-Orgel Opus 1855
I Hauptwerk C-g3 |
II Positiv C-g3 |
Bombardwerk 1988 * |
III Schwellwerk C-g3 ** |
Pedal C-f1 |
Prinzipal 16´ |
Copula 8´ |
Bombarde 16´ |
Quintadena 16´ |
Prinzipal 16´ |
Prinzipal 8´ |
Quintade 8´ |
Trompete 8´ |
Prinzipal 8´ |
Subbaß 16´ |
Barockgambe 8´ |
Rohrflöte 4´ |
Clarine 4´ |
Singend Gedackt 8´ |
Quinte 10 ⅔´ |
Gedackt 8´ |
Prinzipal 2´ |
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Weidenpfeife 8´ |
Oktavbaß 8´ |
Flöte 8´ *** |
Quinte 1⅓´ |
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Streicherschwebung 1988 8´ |
Gedackt 8´ |
Oktave 8´ |
Cymbel IV-V ⅘´ |
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Prinzipal 4´ |
Choralbaß 4´ |
Nachthorn 4´ |
Rankett 16´ |
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Gemshorn 4´ |
Flöte TM HW 2010 4´ |
Oktave 4´ |
Krummhorn 8´ |
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Quinte 2 ⅔´ |
Bauernpfeife 4´ |
Kornett IV ab f° 2010 4´ |
Tremulant |
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Spitzflöte 2´ |
Großmixtur VI 2 ⅔´ |
Rauschpfeife II 2 ⅔´ |
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Terz 1 ⅗´ |
Posaune 16´ |
Mixtur IV-VIII 1 ⅓´ |
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Sifflöte 1´ |
Trompete 8´ |
Trompete 16´ |
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Scharff V 1´ |
Zink 4´ |
Trompete 8´ |
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Vox Humana 8´ |
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Trompete 4´ |
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Regal 8´ |
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Tremulant (geplant) |
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Tremulant |
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Tremulant Kornett (geplant) |
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* kann zu jedem Werk geschaltet werden
** Schwellereinbau 1988
*** steht auf der Kornettlade, 2010
Koppeln:
II/I; III/I; Bomb/I
III/II; Bomb/II
Bomb/III
I/P; II/P; III/P; Bomb/P
elektropneumatische Traktur, 85-95 mm WS,
Setzeranlage A-H 1-8 x 4 (HEUSS MP K Nr. 26648)
Der Spieltisch wurde 1988 von Hans Uwe Hielscher neu gestaltet.
Intonation: Leonhard Illenberger, Giovanni Crisostomo, Nikolaus Blonigen.
Das Kornett baute 2010 die Fa. Giovanni Crisostomo, Königheim, ein.
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