Die Geschichte der Orgel
Der 1994 restaurierte und rekonstruierte Prospekt zeigt Elemente des Klassizismus und verschiedenere Stileinflüsse der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Das Schleierwerk über den Pfeifen zeigt traditionelle Pflanzenmotive. Bemerkenswert ist das kräftige Rautenwerk in den Füllungen des Untergehäuses.
Die ersten Nachrichten über eine Orgel in Stapelmoor stammen aus dem Jahr 1626, als "een klein Orgel" repariert wurde. Im Jahre 1785 besaß die Orgel der Kirche sieben Register. Zu einer Erneuerung, zu der auch der Bau einer Empore im Westen und ein ein neues Gehäuses gehörten, kam es schließlich im Jahre 1848. Der eher unbekannte Orgelbauer Eike Schulte aus Papenburg wurde mit dieser Aufgabe betraut. Ein Jahr später wurde das bis heute erhaltene Gehäuse für 41 Taler vergoldet. Das interessante Werk, das nach Notizen in den Kirchenrechnungsbüchern aus den Jahren 1852 bis 1854 einige alte Register enthielt, wurde 1912 bis 1914 durch einen pneumatischen Neubau von der Orgelbaufirma Klaßmeyer aus Westfalen mit 14 Registern und 2 Manualen und Pedal ersetzt.
Nach dem Krieg versagte die Pneumatik der Klaßmeyer-Orgel und Paul Ott aus Göttingen baute eine mechanische Orgel unter Verwendung von Materialien aus dem 19. und 20. Jahrhundert. Leider waren Verarbeitung und Konstruktion - bedingt durch die Nachkrigeszeit - nicht lange haltbar, sodass 1994 ein neues Instrument gebaut wurde. Diesem wurde auf Vorschlag von Professor Harald Vogel die Clicquot orgel in Houdan als Vorbild zugrunde gelegt. So enstand in Stapelmmor die erste klassisch-französische Orgel in Deutschland, die im Pfeifenbestand der Manualwerke und in technischen Details konsequent einem originalen Vorbild folgt.
Für das Projekt wurden die jungen Orgelbauer Bartelt Immer, Reinalt Klein sowie der Franzose Claude Jaccard gewonnen.
Als Vorbild diente die berühmte Clicqot-Orgel in Houdan (bei Versailles). Dieses Instrument passte fast auf den Zentimeter in das bestehende Gehäuse in Stapelmoor. Die Orgel der Stadttkiche in Houdan wurde 1734 von Louis-Alexandre Clicquot, einem Mitglied der bedeutesten Orgelbaufamilie in in Frankreich vor dem 19.Jahrhundert erbaut. Es handelt sich um ein Instrument das sehr kompakt gebaut ist und alle Windladen und Register in einem Gehäuse vereint mit einem im Prospekt stehenden achtfüßigen Prinzipalregister (Montre 8´). Das Hauptmanual (Grand d´orque) und das Zweite, mehr solisitische, Manual (Positif) stehen auf einer Windlade. Dabei wechseln sich die Kanzellen von Grand d´ orque und Positif ab.
Das dritte Manual ist als "halbes" Manual gebaut und umfasst nur den Diskant von der Mitte der Klaviatur (c´) bis zur höchsten Taste (d´´´). Es ist ein reines Solomanual mit den Registern Cornet sowie Trompette. Die französische Bezeichnung für ein solches Solomanual heißt "Récit". |