Daniel Kunert - Musik-Medienhaus
Das Portal der Königin

- Startseite - Orgeln - Stadecken-Elsheim - St. Walburga


Die Orgel in St. Walburga Stadecken-Elsheim

Geschichte der Orgel
Disposition
Geschichte der Orgel

An Pfingsten 2000 war es endlich soweit : Die Kirchengemeinde Elsheim konnte mit einem festlichen Konzert ihre Engers-Schlaad-Orgel von 1844 wieder in Betrieb nehmen, nachdem sie wegen der Kircheninnenrestaurierung zu Beginn der 1990er Jahre ausgebaut und in der  Scheune Stabel in der Neugasse eingelagert war. Nach dem Wiedereinzug in die Kirche 1995 war kein Geld vorhanden, um die historische Orgel wieder instand setzen zu lassen. Vorübergehend stand die Hausorgel Stenger vorn links neben dem Sakristeieingang vor der Chorstufe.



Geld hatten die Elsheimer Katholiken im 19. Jahrhundert auch nicht als sie die Orgel kaufen wollten. In dem kleinen Ort an der Selz wohnten nur einige arme Winzer und Bauern, die so recht und schlecht über die Runden kamen. Schon mit dem Kirchbau hatte es im 18. Jahrhundert Schwierigkeiten gegeben. Wäre da nicht der Stadecker Burgverwalter Franz Kieser gewesen, hätten die Elsheimer nach 40jähriger Wartezeit noch nicht einmal 1747 ihr Gotteshaus bauen können. Von der ganzen Umgebung mussten sie, wie man heute sagen würde, altes Gelump aufkaufen, um ihr Kirchlein einzurichten. 1844 war es aber dann so weit; man konnte eine Orgel aus der Werkstatt Schlaad in Waldlaubersheim erwerben. Das Pfarrarchiv gibt kaum Auskunft über die Umstände des damaligen Orgelkaufes. Nur eines ist überliefert, dass nämlich die Elsheimer ihre neue Orgel ohne Zustimmung der zuständigen bischöflichen Behörde kauften. Erst einige Jahre später hat man sich den Kauf von Mainz nachträglich genehmigen lassen.

Die Firma Schlaad baute für damalige Zeiten eigentlich noch sehr konservative Orgeln mit mechanischen Schleifladen; allerdings produzierte man weniger handwerklich als vielmehr im Stil der Zeit fabrikmäßig: Eine Vielzahl von Orgeln wurden gebaut, die sich alle recht ähnlich sind. Das Elsheimer Instrument ist eine seitenspielige Anlage und hat zehn Manual- und zwei Pedalregister. Die Manualuntertasten sind mit Elfenbein belegt, die Obertasten haben eine weiße Beinauflage. Über dem flach aufliegenden Klaviaturdeckel befinden sich zehn Züge für die Manualregister mit wuchtigen schwarzen Manubrien. Links und rechts ist jeweils ein Zug für die beiden Pedalregister. Unter der Manualklaviatur sitzt der einrastbare Pedalkoppelzug. Die Orgel hat etwa die Tiefe der seitlichen Manualklaviatur. Die Prospektfront im neoklassizistischen Stil wird durch drei jeweils mittels Säulenreliefs seitlich begrenzte Rundbogen-Pfeifenfelder durchbrochen, darüber liegt ein Architrav, der eine griechische Tempeldachfront trägt. Diese ist geschmückt mit einem Strahlenschnitzwerk. Unter den drei Pfeifenfeldern befindet sich jeweils ein niedriges durchbrochenes Schnitzfeld. Dieses ist glanzvergoldet wie auch die übrigen Schnitzwerke sowie das Gehänge oben innerhalb des Dachwinkels. Die Orgel ist neuerdíngs passend zu der Grundkonzeption der Kirche grau marmoriert.

Die Armut der Gemeinde war ein Glück für die Orgel; bis 1970 war sie abgesehen von einer neueren Gebläseanlage original erhalten. Dann wünschte der Kirchenchor mehr Standfläche auf der Empore und man rückte das Instrument auf die Seite. Ein „Rucksackorgelbauer“ hat das recht provisorisch bewerkstelligt und damit der Orgel einen großen Schaden zugefügt, der bei der Restauration durch die Firma Oberlinger in Windesheim 1999/2000 teuer beseitigt werden musste. Jetzt erhielt das Instrument wieder seinen angestammten Platz auf der Emporenmitte.

Zum Einweihungsgottesdienst war die Kirche mehr als gefüllt. Neben zahlreichen Gemeindemitgliedern waren viele Gäste und Orgelinteressierte gekommen. Zu Beginn spielte die Organistin Mechthild Stenger begleitet von der Querflötistin Isabella Stenger die kleine  Chororgel. Der Karnevalist Dr. Thomas Hintsch personifizierte die Orgel und erzählte die Geschichte des Instrumentes . Nachdem Pfarrer Jung das restaurierte Instrument feierlich gesegnet hatte, präludierte Albert Schönberger über das bekannte Kirchenlied Lobet den Herren alle, die ihn ehren, dabei zeigte er die klangliche Schönheit und Vielfalt der fein herausgeputzten Königin.
Es folgte ein erster Höhepunkt: Vier Mainzer Domscholaren, begleitet von der Orgel, führten eine Komposition auf, die der extra aus Witten angereiste Musikpädagoge und Komponist Friedhelm Deis speziell zu diesem Zweck gefertigt hatte: Laudat Dominum omnis terra in organis: Organa decantant Christi laudesque decusque et recreant variis pectora nostra sonis (Es lobe die ganze Erde den Herrn mit Orgeln. Die Orgeln singen die Loblieder auf Christus und zu seinem Ruhm; und unsere Herzen erquicken sich an den vielfältigen Klängen.) Nichts konnte besser in diese Feierstunde passen als dieses Canticum. Sodann erklang die Orgel solo und zeigte ihre verschiedenen klanglichen Möglichkeiten. Der Kirchenchor Cäcilia zu Elsheim setze mit Edward Elgars Klänge der Freude einen weiteren Höhepunkt.
Nachdem Schönberger und Deis je eine Weinorgel erhalten hatten zündete der Domorganist ein klangliches Feuerwerk und improvisierte über das Kirchenlied Ein Haus voll Glorie schauet, in das die gesamte Gemeinde einstimmte. Selbst Domorganist Schönberger gestand nach der Feier, dass er eine solche Orgelweihe noch nie erlebt habe.


vgl. hierzu Stenger, Hans-Joachim: Die Eul uff de Oijel, in : Heimatjahrbuch 2002 Landkreis Mainz-Bingen, Idar-Oberstein 2002, Seite138 ff.

siehe dazu: Die Chororgel in Groß-Winternheim

Dies war besonders in einer Fastnachtshochburg wie Elsheim eine captatio benevolentiae.

Disposition

Manual C-f´´´ Pedal C-f
Principal 4‘ Subbass 16´
Bourdon 8‘ Bass Octav 8´
Flauttravers 8‘
Bourdon 8‘ Disk
Salicional 8‘
Gamb 4‘ ab c‘ 8‘

Quint 3‘
Flöt 4‘
Octav 2‘
Mixtur 1 1/3‘ 3fach


Pedalkoppel

Mit freundlicher Genehmigung des Kultursommer Rheinland-Pfalz e.V. und der Kirchengemeinde (Hans-Joachim Stenger)
OI-S-97