Geschichte der Sögeler Orgel
Die Sögeler Orgel basiert auf einem von der Firma Jardine & Co für Altrincham in Manchester gebautem Instrument. Die Geschichte der Werkstatt Jardine Church Organs, welche bis heute existiert, geht bis auf das Jahr 1780 zurück. James Davis gründete das Unternehmen in Preston und führte es später mit seinem Bruder David in London fort. 1822 erfolgte der Umzug nach Manchester unter dem jenerzeitigen Inhaber Samuel Renn. Die Firma ging 1845 an James Kirtland über, der ein Jahr später seinen Partner Frederick Jardine mit in das Geschäft holte. Ab 1886 führte letzterer den Betrieb unter eigenem Namen.
1886 entstand die Orgel für die anglikanische St. John the Evangelist Church in Altrincham. Sie erhielt 30 Register auf drei Manualen und Pedal. Darunter sind zahlreiche charakteristische Stimmen wie die dreieckige „Flauto traverso“, eine Klarinette, eine überblasende „Harmonic Flute“, ein sanftes „Lieblich Gedact“ oder das „Cornopean“. Die ursprünglich mechanische Orgel wurde 1901 von E. Wadsworth überarbeitet und später im Pedal elektrifiziert. 2016 erfolgte die Schließung der Kirche, woraufhin die Orgel nach Deutschland verkauft wurde.
In Sögel eine Orgel englischer Herkunft zu installieren knüpft wohl unbewusst an eine historische Begebenheit an: Der Paderborner Baurat Güldenpfennig, der den Prospekt für die ehemalige Haupt-Orgel entworfen hatte, bezeichnete in einer Einlassung ein Gehäuse für die Sögeler Orgel als reine Dekoration. So sei es auch in England üblich, sämtliche Pfeifen ohne Umkleidung sichtbar zu lassen. Das vorherige Äußere der Jardine-Orgel war teils in dieser Art ausgeführt worden. Die bronzierten Zinkpfeifen standen in einem Holzrahmen und waren verziert mit einem Gesims. Der restliche Teil der Orgel stand in einer Mauernische in Altarnähe, wie dies häufig in England der
Fall ist. Auch in der Sögeler Kirche war der Standort der Orgel ursprünglich so vorgesehen. Die vorherigen Prospektpfeifen sind nun im Inneren der Orgel verschwunden, sind allerdings noch klingend. Die übrigen Teile der Orgel aus Altrincham wurden hinter dem Gehäuse neu
positioniert. Dazu wurden die Laden elektrifiziert (eine mechanische Ansteuerung wäre zu kompliziert zu realisieren gewesen, da zahlreiche Eisenträger die Trakturwege blockieren).
Die Pfeifen stehen auf den Laden alle auf dem ursprünglichen Platz. Ledglich einige Ergänzungen
wurden vorgenommen, um die Orgel klanglich noch vielseitiger anzulegen und auch andere
Werke außer englischer Orgelmusik überzeugend darbieten zu können. So wurden einzelne Register
wie „Nazard“, „Tierce“ oder „Larigot“ aus englischem Pfeifenmaterial dazuerworben und
integriert. Der alte Prinzipalbass, der im Prospekt zu sehen ist und vormals dem Pedal zugeordnet
war, wurde bis a''' ergänzt, umintoniert und als „Great Open Diapason 16“ in das Hauptwerk
eingeordnet. Das Register fügt sich erstaunlich gut in den Gesamtklang ein und verleiht dem Tutti
eine weiche Gravität. Zusätzlich erhielt die Orgel die (uns) fehlenden Pedalzungen, welche als
Bombardwerk auch im Manual spielbar sind.
Vorherige Instrumente:
anonym, um 1680 gebraucht erworben (I/-/8)
Nicolaus Stoffer, um 1712
Gebr. Haupt, 1887 (II/P/21)
Matthias Kreienbrink, 1961, (III/P/33)
Prospekt:
Matthias Kreienbrink 1988
Orgelwerk: Jardine 1886
Einbau: Meisterwerkstatt für Orgelbau Markus Krawinkel, 2023Jörg Christian Freese
(Auszug aus der Festschrift zur Orgelweihe) |