Die Geschichte der Kirche
Sittensens geschichtliche Entwicklung läßt sich lange zurückverfolgen. So bestand vermutlich schon um 1500 v.Chr. an der Oste eine Furtsiedlung, deren Existenz durch Urnenfunde an beiden Ufern nachgewiesen werden konnte.
Die Kirche mit dem 1961 angebauten Nordflügel liegt auf einer Anhöhe über dem Ostetal. Die Stufen einer alten Steintreppe führen zu ihr hinauf. Bevor es in Sittensen eine Fuhrwerksbrücke gab, erreichten die nördlich der Oste wohnenden Cemeindeglieder ihre Kirche trockenen Fußes über den „Opfersteg", eine Fußgängerbrücke, deren Vorläufer in die vorchristliche Zeit zurückreichen. Der Steg führte auf den „Strietbarg", einer sächsischen Opferstätte. Genau am Platz dieser Kultstätte ließ Karl der Große die erste Kirche errichten.
St. Dionysius war der Hauptpatron der Frankenkönige. Ihm wurde diese Kirche geweiht. Als Baujahr der ersten Kirche wird daher die Zeit um 797 als wahrscheinlich angenommen.
Damals entstand an der für die Franken wichtigen Ostefurt in Königshof eine heute noch relativ gut erhaltene weiträumige Schanze. Sie diente der Sicherung der Furt und als Nachschubbasis. Um die Kirche entwickelte sich die spätere Gemeinde Sittensen.
In einer Urkunde aus der Amtszeit des Verdener Bischofs Wigger (1015 - 1031) sind West-Sittensen, Hamersen, Süd-Meckelsen, Nord-Meckelsen, Vierden und Tiste erwähnt, aus denen Abgaben an das kleine Stift St. Andreas in Verden zu entrichten waren. In einem Tauschvertrag aus dem Jahr 1220 wird übrigens zum ersten Mal die Kirche genannt.
Im Jahr 1709 schrieb der Chronist:
„Theodoricus Schulte hat anno 1606 den Bau der neuen jetzigen Kirche in Sittensen veranlaßt und zum Ende befördert."
Der Bau mit den Innenmaßen 10,50 m x 27,40 m wurde allerdings erst 1613 eingeweiht und bildet heute das Mittelschiff der Kirche. Der Erbauer der Kirche war der Alleinerbe der Schulteschen Güter und zugleich Burgmann zu Horneburg und Graf des Alten Landes. Seit seiner Zeit waren die Schulten Patrone der Kirche zu Sittensen.
Bei der letzten Renovierung stellten Kunsthistoriker zu ihrer Verwunderung fest, daß die alte Kirche 1606 nicht, wie bisher angenommen, bis auf den Grund abgerissen worden war, sondern die Mauern der Vorgängerin zum großen Teil mehrere Meter hoch stehen blieben und in den Bau einbezogen wurden.
Wegen Platzmangels wurde 1850 und 1856 an der Nord- und Ostseite je eine Empore errichtet. Als diese nach einigen Jahren ebenfalls nicht mehr ausreichten, wurde 1898 der südliche Querflügel angebaut.
1960 stellte man beim Einbau einer Warmluftheizung fest, daß die Pfeiler der Empore zum Teil auf dem alten Gewölbe der Schulteschen Gruft standen. Die Empore wurde abgerissen, die Gruft mit Sand gefüllt. Um die verlorengegangenen Plätze zu ersetzen, beschloß der Kirchenvorstand den Anbau eines unterkellerten Nordflügels.
Am Abend des 5. August 1907 wurde das Wahrzeichen Sittensens, der im Jahre 1680 erbaute Kirchturm, bei einem Gewitter vom Blitz getroffen. Der mit Holzschindeln gedeckte Turm fing Feuer und brannte wie eine Fackel langsam von oben an nieder.
Hierbei wurden auch die 1454 von Gerth Klinghe gegossenen Glocken zerstört. Die Kirche aber und die ganz in der Nähe stehende Schule blieben unversehrt. Neben den Feuerwehren, die aus Angst um ihre Häuser wohl vor einem Ausrücken gezögert hatten, trug wahrscheinlich besonders der gewaltige Regen dazu bei, daß der Brand auf den Turm beschränkt blieb.
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Zwei Jahre später war der neue, jetzt noch stehende Turm fertiggestellt und konnte mit vier neuen Glocken eingeweiht werden.
Die Kanzel stammt noch, genau wie die links und rechts vom Altar befindlichen Vorderteile der Priechen, aus der Bauzeit des Mittelschiffs (1606 - 1613). Das Retabel über dem Altar, eine Arbeit des Bildschneiders Tamcke aus Buxtehude, ist eine Stiftung der Schulten auf Burgsittensen und Kuhmühlen.
In den Aufzeichnungen von Johann Tiedemann (1667 - 1706 Pastor in Sittensen) ist hierzu zu lesen:
„Anno 1669 habe ich die wohlgeborenen Herrn Dietrich und Caspar, Gebrüder Schulten bittlich ersucht, Gott zu Ehren und der Kirche zum Zierrat... ... anstatt des alten ganz geringen und schlechten Altars ein neues zu verehren; wozu sie sich denn beiderseits ganz geneigt erklärten und solches zu tun versprachen."
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