Die Körfer-Orgel
Zu diesem Instrument ist die Dokumentenlage ausgesprochen dürftig. Bei Bösken steht lediglich ein einziger Satz „In das alte Gehäuse baute Körfer 1921 für 26400 Mk ein neues Werk von 8 Registern.“
Auch das Pfarrarchiv bringt wenig zum Erwerb dieses Instrumentes. Und das, obwohl die Geschichte der Kirche recht gut dokumentiert ist . Die Pfarrkirche gehörte zur Propstei Sauerschwabenheim, welche dem Benediktinerkloster St.Maximin in Trier unterstand. Da bei den Benediktinern Gottesdienst und Chorgebet eine wesentliche Rolle spielen, war sicherlich schon sehr früh eine Orgel in der Kirche vorhanden, was auch durch Reparaturen und Stimmungen belegt ist. Nach der Aufgabe der Klosteranlage (1802) fehlte das Geld für den Unterhalt von Kirche und Orgel. Die Disposition der Orgel gibt Dreymann in seinem Revisionsbericht vom 8.8.1852 wieder:
Principal 4’
Salicional 8’ (offensichtlich ursprünglich 4’)
Octav 2’
Cornett 4’ disk (offensichtlich ursprünglich Superoctav 1’)
Großgedackt 8’
Kleingedackt 4’
Quinta 11/3’
Mixtur 1’
Dazu gehörten drei Bälge. Dreymann reparierte das Werk. Im Abnahmebericht vom 1.7.1853 wird das Alter der Orgel auf 120-130 Jahre geschätzt. Auf Grund des Gehäuseaufbaus glaubt Bösken, dass dieses aus der Werkstatt Johannes Kohlhaaß (d.Ä.) stammt.
Nach dem 1. Weltkrieg war die Kirche in einem maroden Zustand, die Einrichtungsgegenstände defekt und die große Glocke und die Orgelpfeifen waren zu Kriegszwecken abgeliefert worden. 1920 begannen die Arbeiten am Kirchengebäude und am Fest des Hl. Bartholomäus 1921 wurde das Gotteshaus wieder eingeweiht. Orgelbauer Körfer aus Gau-Algesheim war beauftragt worden, ein neues Werk in das alte Gehäuse zu setzen. Da dieser jedoch nicht die Arbeiten fristgerecht zu Ende bringen konnte, fand die feierliche Orgeleinweihung erst am Palmsonntag, dem 9. April 1922 statt. Die Kosten für die Lieferung der Orgel und der Kirchenbänke war von Schwabenheimer Gemeindemitgliedern übernommen worden. Dekan Rudolf aus Gau-Algesheim hatte die Benedictio der Orgel übernommen und dabei über Psalm 150 Vers 4 gepredigt: Lobet ihn (sc. Gott) mit Pauken und Reigen, lobet ihn mit Flöten und Saitenspiel. Anlass zu dieser Thematik war möglicherweise die Aufschrift am Fuß der Orgel: LOBET• GOTT •MITT •SAIDENSPIEL• UNDT •ORGELEN •PSalmo 150 . Die Schreibweise des Textes lässt vermuten, dass sich diese Inschrift bereits auf dem alten Orgelgehäuse befunden hatte.
Die Orgel steht auf einer seitlichen Verlängerung der rückwärtigen Empore. Der Spieltisch stand ursprünglich in drei Meter Abstand von der Orgel mit Blick auf die Empore. An dieser Seite der Orgel war vermutlich ursprünglich auch die alte Klaviatur angebracht. Die Holzverkleidung der Orgel wurde den alten Vorgaben angepasst; das alte Werk stand in einem Abstand von ca. 1.20 m zur Rückwand. In diesen Zwischenraum wurden jetzt die Subbasspfeifen sowie die über 2,20 m hohen Pfeifen der Manualregister gesetzt. Da das Gehäuse für die neue Windlade zu kurz war, wurde der obere Diskantteil der Lade (a2 – f3) rechtwinklig erhöht am Gehäuseinnern angebracht.
Im Zuge der Kirchenrestaurierung1986 bis 1989 wurde auch die Orgel überholt. Dies war notwendig, da das pneumatische System recht störanfällig ist und die zahlreichen kleinen Bälgchen einem erhöhten Verschließ unterliegen. Die Arbeiten wurden ausgeführt von der Firma Vleugels in Hardheim. Die Neuintonation erbrachte einen kraftvollen Klang nicht nur der beiden Principalregister. Die Orgel wirkt nun kräftiger als sie aussieht. Bei dieser Gelegenheit hat man auch den Spieltisch um 90o gedreht, sodass der Organist nun in Richtung Orgel blickt und somit gut den Altarraum sehen kann.
vgl. dazu Braun, Gottfried: Die Bartholomäuskirche. Mittelpunkt der Pfarrei Schwabenheim, in: Beiträge zur Geschichte des Gau-Algesheimer Raumes, Band 30/1989, Schwabenheim 1989
Braun a.a.O. Seite 30 schreibt von einem Orgeleinbau von 1680; damit wäre die Orgel 50 Jahre älter. Dies ist durchaus realistisch, da hier zu dieser Zeit bereits Mönche lebten.
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