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Die Orgel der Neuapostolischen Kirche in Ostfildern (Ruit)

Konzeption
Disposition

Konzeption

Bevor eine Orgel ihren Bestimmungsort in der Kirche erreicht, müssen unzählige Arbeitsschritte in der Werkstatt des Orgelbauers vorausgehen.
Nach der Planung und Zeichnung aller Bestandteile der Orgel wird zuerst die Windlade angefertigt, auf der später die Pfeifen der Orgel stehen werden. In dieser Lade wird der Wind gesammelt und unter Druck gehalten, bis er über ein Ventil und verschiedene Bohrungen dann kontrolliert zu den Pfeifen gelangen kann. Für jede Taste ist in dieser Lade ein Tonventil und für jede Pfeife eine Bohrung durch mehrere Holzschichten nötig. Nach diesem Kernstück einer jeden Orgel entsteht die Spielanlage mit der mechanischen Verbindung jeder einzelnen Taste zu ihrem Ventil: der Traktur aus einer Unzahl von Hebeln, Wippen, Ärmchen und Wellen. Ebenso werden von dieser Spielanlage aus die einzelnen Klangfarben der Orgel, die Register, geschaltet.

Um dieses Innenleben der Orgel wird das Gehäuse gebaut, hier in Ruit wurde in den sichtbaren Teilen helles Ahornholz verwendet, als Gerüst und Lagerwerk dient wie schon seit Jahrhunderten festes Eichenholz.

Schließlich werden die Pfeifen hergestellt. Die Metallpfeifen werden nach den genauen Maßangaben von einer Spezialfirma gebaut, die Holzpfeifen entstehen in der Orgelbauwerkstatt. Dabei spielen die Maße, die Mensuren, und das Material eine entscheidende Rolle für den späteren Klang. Wenige Millimeter Abweichung können bereits deutliche Klangunterschiede hervorrufen. Und ob die Pfeifen aus Ahorn wie hier der Bourdon 8‘ oder aus Birnbaum wie die Traversflöte 4‘ oder aus Metalllegierungen aus Zinn und Blei in unterschiedlichen Mischungsverhältnissen wie die meisten Pfeifen der Orgel bestehen, beeinflußt ebenfalls die Klangfarbe. In der Orgel in Ruit sind so insgesamt 610 Pfeifen, die größte fast 3 m lang, die kleinste nur wenige Millimeter, vorhanden, die jede einzeln in ihrer Lautstärke, ihrer Klangfarbe und in ihrer Tonhöhe eingestellt, intoniert und gestimmt werden müssen. Dies geschieht bereits, wenn die Orgel vollständig in der Werkstatt aufgebaut wird, und noch einmal in der Feinabstimmung, wenn die Orgel in der fertigen Kirche aufgestellt wird. Nun besitzt unsere Orgel 10 Klangfarben auf einem Manual und einem Pedal. Alle Pfeifen außer den Prospektpfeifen, die vorne sichtbar stehen, sind in einem Schwellkasten eingeschlossen, der eine Lautstärkeabstufung ermöglicht.

Jede Orgel ist ein Einzelstück, aber dennoch hat jede Orgel Vorbilder, nach denen sie gebaut wurde. Diese sind für Ruit in der seitlichen Anordnung der Tastatur und dem weichen und fülligen Klangbild die Orgeln kleinerer Kirchen aus dem 19. Jahrhundert. Weitere Elemente, u.a. die Manual- und Schleifenteilung, wurden aus der Barockzeit in die Konzeption aufgenommen, so daß eine möglichst vielfältige Verwendbarkeit gegeben ist. Als Besonderheit darf die Rekonstruktion der Traversflöte aus Birnbaum mit ihrem hauchenden und an eine Querflöte erinnernden Klang gelten, die früher bei der weit zurückreichenden Orgelbaufamilie Offner in dieser Art gestaltet war. Diesem einzigartigen Register stellen sich die historischen Bauformen von Salicional, Bourdon und Geigenprinzipal als weitere Raritäten an die Seite.

Andreas Ostheimer

Disposition
Orgelbau Offner, Kissing

Manaual
(get. Schleifen bis h/c')
Pedal
Geigenprinzipal 8' (B/D) Subbaß 16'
Salicional 8' (B/D)
Bourdon 8' (B/D)
Prinzipal 4' (B/D)
Traversflöte 4' (B/D)
Nasard 2 2/3' (B/D)
Oktave 2' (B/D)
Terz 1 3/5' (D)
Mixutr 3fach 1 1/3'

Mit freundlicher Genehmigung von Andreas Ostheimer
OI-O-9