Geschichte der Stumm-Orgel
Das Kirchenschiff der ehemaligen Hof- und Schlosskirche in Mühlheim/Eis wurde in den Jahren 1617 bis 1620 auf dem Grundriss eines griechischen Kreuzes an den Turm der gotischen Vorgängerkirche gebaut und am 9. April 1620 (Palmsonntag) eingeweiht. Ob zu diesem Zeitpunkt oder unmittelbar danach eine Orgel vorhanden war oder angeschafft wurde, entzieht sich bis jetzt unserer Kenntnis.
Nach einem Brand wurde die Kirche ab dem Jahre 1720 erneuert und mit neuer Ausstattung versehen; 1728/29 wurde der Einbau der Orgelempore im nördlichen Kreuzarm- gegenüber der Grafenloge- abgeschlossen.
Um 1737 begann Johann Michael Stumm aus Rhaunen-Sulzbach mit dem Bau der Orgel. Dieser hatte kurz zuvor im benachbarten Grünstadt eine dreimanualige Orgel für die Martinskirche erstellt. 1738 war, laut Eintrag im Rechnungsmanuale der Rentei Heidesheim, der Bau der Mühlheimer Orgel vollendet. 1742 wurde die Orgel durch Johann Philipp und Johann Nicolaus Stumm nochmals durchgesehen und gestimmt.
Nach der französischen Revolution ging die Kirche in den Besitz der politischen Gemeinde über und ist seit der Pfälzischen Kirchenunion 1818 evangelische Pfarrkirche.
Die Vortrefflichkeit des Orgelwerkes wurde immer wieder gerühmt, so in der Pfarrbeschreibung von 1843:
Die Kirche zu Mühlheim wurde durch die Freigiebigkeit des Grafen Christian Karl Reinhardt v. Leiningen-Heidesheim mit vielen kostbaren Schätzen bereichert.... . Ihm hat dieselbe die vortreffliche Orgel, welche jetzt noch vorhanden ist, zu verdanken.“
Im August 1902 wurde im Rahmen einer Generalreparatur u.a. die alte Balganlage entfernt und ein großer Magazinbalg eingebaut. Das Echowerk erhielt anstelle der Zungenstimmen ein neues Register: Geigenprinzipal 8´.
Der Erste Weltkrieg verschonte die Orgel, die als vor 1820 erbaut galt; damit war die Gemeinde von der Ablieferung der wertvollen Prospektpfeifen befreit.
1937 fanden an der Orgel Reinigungs- und Umgestaltungsarbeiten statt: u.a. wurde das 1902 eingebaute Geigenprinzipal wieder entfernt und die Register Trompete 8´, Krummhorn 8´, und Regal 4´neu gebaut. Auf den Einbau eines elektrischen Gebläses und eine Erweiterung des Manual- und Pedalumfanges wurde verzichtet. Nach dem Zweiten Weltkrieg war zunächst die Firma Walcker (Ludwigsburg) mit der Wartung betreut.
In die geplante Kirchenrenovierung (ab 1955) wurde auch die Orgel miteinbezogen. Am 30. Juli 1956 erhielt die Firma Gebr. Oberlinger (Windesheim) den Auftrag zur Instandsetzung des Werks und zur Neufassung des Gehäuses. Daneben wurde die Balganlage vollständig von der Empore entfernt und ein elektrisches Gebläse auf dem Dachboden aufgebaut. Die Wiederindienststellung von Kirche und Orgel fand dann am 29. Juni 1958 statt.
Mitte der achtziger Jahre befand sich die Orgel in einem beklagenswerten Zustand; vor allem zeigte es sich, dass die Verlegung des Gebläses auf den Dachboden sehr ungünstige Auswirkungen auf das Instrument hatte. So wurde zunächst angeregt, die Gebläseanlage wieder in das Innere der Kirche zu verlegen, um so die Hauptursache der Störungen zu beseitigen. Bei der genauen Untersuchung durch den Orgelsachverständigen der Pfälzischen Landeskirche Herrn Gero Kaleschke offenbarte sich erst der gesamte Umfang der zwischenzeitlich eingetretenen Schäden. Sie machte aber auch deutlich, dass einerseits die Grundsubstanz der Orgel von 1737/38 fast vollständig erhalten war, dass aber andererseits die verschiedenen, aus heutiger Sicht nicht immer sachgerechten Renovierungen und Veränderungen zu z.T. gravierenden Schäden am Instrument geführt haben. Angesichts dieses Befundes setzte sich zunehmend die Erkenntnis durch, dass nur eine denkmalgerechte strenge Restaurierung letztlich von dauerhaftem Erfolg sein und den Wert der Orgel in vollem Umfang erhalten könne!
Nach einer sehr aufwändigen Ausschreibung wurde der Auftrag zur Restaurierung des Instruments der Orgelbauwerkstatt Johannes Klais GmbH & Co, KG/Bonn erteilt. Nach der kirchenaufsichtlichen Genehmigung am 27. September 1988 konnte am 20.Dezember des selben Jahres der Vertrag unterzeichnet werden. Am 8. September 1991 wurde das bedeutende Instrument nach sorgfältiger Restaurierung wieder in Dienst gestellt .
Quelle (mit freundlicher Genehmigung von Herrn Heppes (Autor)):
G.Kaleschke: “Zur Geschichte der Orgel“ in Ev.Kirchengemeinde Mühlheim/Eis(Hrsg.)
„Festschrift aus Anlaß der abgeschlossenen Restaurierung der J.M.Stumm-Orgel von 1738“, Mühlheim/Eis 1991
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Disposition
erbaut 1738 von Johann Michael Stumm
restauriert 1991 von Orgelbau Klais, Bonn
Echowerk (I) C,D-c³ |
Hauptwerk (II) C,D-c³ |
Pedal C,D-g0 |
Hohlpfeiff 8´ |
Großgetact 16´ |
Sub-Baß 16´ |
Viola da Gamba 8´ |
Principal 8´ |
Prinzipalbaß 8´ |
Rohrflöt 4´ |
Hohlpfeiff 8´ |
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.Octav 2´ |
Gembshorn 8´ |
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Solianal 2´ |
Octav 4´ |
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Quind 1 1/3´ |
Flöt 4´ |
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Crumhorn 8´ (Baß) |
Solianal 4´ |
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Trompet 8´ (Diskant) |
Quind 3´ |
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Vox humana 8´ (Baß/Diskant) |
Super-Octav 2´ |
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Tremulant |
Terz 1 3/5´ |
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Cornet 4 fach 4´ |
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Mixtur 3-fach 1´ |
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Trompet 8´ (Baß/Diskant) |
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Manualschiebe-Koppel, Pedalkoppel, HW/P
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