Geschichte der Orgel
Am 4. Februar 1747 schlossen Graf und Stadtverwaltung einerseits und zwei Orgelbauer, Johann Caspar Beck und Johann Michael Wagner (beide aus Thüringen), einen Vertrag über den Bau einer Orgel. Viele Laubacher Handwerker (Schreiner, Maler) waren in den Bau der Orgel einbezogen.
1751 endlich konnte die Orgel mit 21 Registern auf Hauptwerk, Oberwerk und Pedal vollendet werden. An ihrem Bau war auch der heute vielerorts bekannte Orgelbauer Johann Andreas Heinemann als Werkmeister beteiligt. Später gründete er in Laubach seine eigene Werkstatt.
Ein erster Umbau fand 1877 durch die Gebrüder Bernhard aus Gambach statt, die die Disposition nach romantischen Vorstellungen veränderten. In den 1930er Jahren war das Instrument in desolatem Zustand, unter anderem aufgrund eines Holzwurmbefalls.
1937 nahmen Förster & Nicolaus aus Lich unter dem neuen Klangideal der Orgelbewegung weitere Umbauten und Erweiterungen vor. Die Traktur wurde auf elektrisch umgestellt, jedoch wurden im Gegensatz zu andernorts praktizierten Lösungen die originalen Windladen übernommen.
1965 wurde die Orgel ein weiteres Mal umgebaut. Der ehemals in Herford stehende Spieltisch wurde auf der Seitenempore aufgestellt und die Orgel um ein drittes Manual, ein Kronwerk, erweitert.
Dieser Zustand wurde als zunehmend unbefriedigend empfunden. Kleinere und größere Reparaturen häuften sich und auch der Wunsch nach einem Spieltisch mit mechanischer Traktur wurde stärker.
Von der barocken Orgel war ein guter Teil erhalten, darunter der Prospekt mit allen Prospektpfeifen, was etwas Besonderes darstellte. Auch zeigte sich, dass die alten Teile hervorragend gearbeitet waren. Dies wurde bei der Planung des Orgelneubaus von 2009/10 durch die Firma Förster & Nicolaus berücksichtigt.
Alle ursprünglichen Bestandteile wurden wiederverwendet und die fehlenden Register weitgehend rekonstruiert. Die Spiel- und Registertraktur ist mechanisch, die Registertraktur als Doppelregistratur ausgeführt.
Zur Erweiterung der klanglichen Möglichkeiten des Instrumentes wurde ein drittes Manual als Echowerk eingebaut und die Orgel um eine Setzeranlage erweitert. Durch eine Transponiervorrichtung ist die Orgel sowohl im barocken Chorton wie im modernen Kammerton spielbar. Sie entspricht in weiten Teilen dem wegweisenden thüringischen Orgelbaustil des Hochbarock und den Klangvorstellungen Johann Sebastian Bachs.
Hervorzuheben ist die Gravität des vollen Werkes und die hohe Qualität der Einzelstimmen.
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