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Die Orgel in der Konventskirche Krefeld (Hüls)

Informationen zur Orgel
Disposition

Informationen zur Orgel

Gutachten über die Orgel der ehem. Konventskirche St. Cäcilia in Krefeld-Hüls von Dr. phil. Franz-Josef Vogt, Orgelsachverständiger beim Rheinischen Amt für Denkmalpflege vom 17. Juni 1996:

„Es ist bis heute nicht eindeutig geklärt, ob das in der Hülser Konventskirche stehende Orgelwerk ursprünglich für die dortige Pfarrkirche St. Cyriakus erbaut und später in die erstgenannte Kirche übertragen worden ist oder ob es sich um ein originäres Instrument für eben diese Kirche handelt. Fest steht nur, dass Peter Weidtman d.Ä. (1647-1715) aus Ratingen 1683 in Hüls tätig gewesen ist und für 652 ½ Taler eine Orgel mit elf Registern geliefert hat (Germes, Jakob - Die Ratinger Orgelbauerfamilie Weidtman (1675-1760) Ratingen 1966, S. 22).

Demgegenüber soll die barocke Ausstattung der Konventskirche zwischen 1713 und 1736 entstanden sein, so dass die prächtig gestaltete Nonnenempore mit ihrer Brüstungsorgel in diesen Zeitraum zu datieren sein könnte. Andererseits lassen sich stilistische Unterschiede zwischen dem Orgelgehäuse einerseits und Lambris und Chorgitter andererseits nicht übersehen, was die zuvor geäußerte Hypothese stützen könnte, die Orgel - wahrscheinlich die Pfarrkirchenorgel von 1683 - sei erst in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts an ihren jetzigen Standort gelangt. Es ist aber auch nicht auszuschließen, dass die Werkstatt Weidtman für beide Hülser Kirchen Orgeln angefertigt hat, da auch die Pfarrkirchenorgel einen barocken Orgelprospekt mit seitlichen Erweiterungen aus späterer Zeit besitzt.

Über das weitere Schicksal der Orgel liegen so gut wie keine Nachrichten vor; man gewinnt fast den Eindruck, als ob das kleine Instrument ein wenig in Vergessenheit geraten wäre. Die zinnernen Prospektpfeifen sind 1917 zu Rüstungszwecken abgeliefert worden.

Die zwischen 1956 und 1958 von der Orgelbauwerkstatt Romanus Seifert in Kevelaer durchgeführte Restaurierung ist recht behutsam vorgenommen worden. Aufgrund der erkennbaren alten Stockbohrungen hat man die mutmaßlich ursprüngliche Disposition rekonstruiert:

Manual C, D - c3 Pedal (C, D - c0)
1. Praestant 4′ ständig angehängt
2. Gedeckt 8′ Tremulant
3. Cornett 3-fach 3′
4. Flöte 4′
5. Sesquialtera 2-fach 3′
6. Octava 2′
7. Mixtur 2-fach 1′
8. Trompete 8′

Ventile, Windlade, Traktur und fünf Register (s.o.) original erhalten.

Auch aus heutiger Sicht, die Restaurierungen viel kritischer bewertet und andere Maßstäbe setzt als damals, können die vorgenommenen Maßnahmen - im Vergleich zu vielen anderen Restaurierungen aus dieser Zeit - als einfühlsam und am Instrument orientiert bewertet werden. Dennoch bleiben Wünsche, etwa im Bereich der Intonation oder der Gestaltung des Spielschrankes, übrig, und es sollte in einem Ortstermin mit einem in Restaurierungsfragen erfahrenen Orgelbauer abgeklärt werden, welche Maßnahmen zum dauerhaften Erhalt und zur Verbesserung des Instrumentes angezeigt sind. Handlungsbedarf besteht im Augenblick noch nicht, trotzdem sollten entsprechende Überlegungen schon frühzeitig angestellt werden.

Prof. Ernst Klusen schreibt:
Die Orgel ist in die Brüstung der Empore eingefügt und bildet so mit Brüstung, Kanzel und Aufgang zur Kanzel ein Ensemble von einzigartiger Schönheit.“

Landeskonservator Dr. Kisky 1963 in einem Brief an Prof. Hulverscheidt:
Die Schnitzereien in der Konventskirche sind mit das Beste, was das 18. Jahrhundert am nördlichen Niederrhein hervorgebracht hat.“


Im Jahr 2015 wurde die Orgel von Orgelbau Ahrend (Leer, Ostfriesland) restauriert.
Laut den Restauratoren ist die Provenienz nach wie vor nicht genau geklärt. Allerdings kann man von Weidtman ausgehen, aufgrund der Ähnlichkeit mit anderen Instrumenten aus der Weidtman-Werkstatt und der Tatsache, daß Peter Weidtman (aktenscheinlich) 1683 für die Hülser Gemeinde gearbeitet hat. Die Orgel könnte aus der Zeit der Wiedereinrichtung der Empore (nach einem Brand 1703), ca. Mitte 18. Jh. stammen, wäre dann also von Thomas Weidtman. Dazu paßt nicht, daß man in Hoerstgen (Th. Weidtman 1732) mehr Zinnanteil im alten Pfeifenwerk findet als bei den erhaltenen 36 Pfeifenkörpern (Ged. 8') aus fast reinem Blei in Hüls. Auch das Hülser Gehäuse ist etwas anders gearbeitet als dasjenige in Hoerstgen. Man könnte also auch Peter Weidtman I, also Thomas' Vater, als Erbauer ansehen. In dem Fall wäre das Instrument zweitverwendet, käme also aus einer anderen Kirche.

Die Klaviatur, die Trakturwellen und Abstrakten wurden rekonstruiert, ferner die Windanlage (2 tretbare Keilbälge) und praktisch das gesamte Pfeifenwerk.

Winddruck 55 mm WS; Tonhöhe. a 440 Hz/17° C
Die Wahl der Tonhöhe beruht auf dem Befund, daß die Weidtman-Mensuren sehr weit sind, die Konventskirche Hüls dagegen sehr klein und akustisch überaus empfindlich. Ursprünglich hatte man höchstwahrscheinlich Chorton (ca. a 465Hz), was mit geringem Aufwand - d. h. ohne
anzulöten - bei Bedarf hergestellt werden könnte.

Heutige Disposition

Manual C, D - c3
Holpfeif 8'
Praestant 4'
Holfleut 4'
Cornett 3-fach ab cis
Oktava 2'
Sesquialtera 2-fach
Mixtur 2fach
Vox Humana 8'
Tremulant

Mitteltönige Stimmung

Mit freundlicher Genehmigung der Kirchengemeinde (Matthias Zangerle) und Heinz Hinkes
OI-K-1
weiterführende Links:

Webseite St. Cyriakus Krefeld-Hüls