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Die Orgeln der katholischen Pfarrkirche Heilig Kreuz in Hüttlingen

Orgelgeschichte
Disposition der Orgel von 1893
Disposition der Orgel von 1969
weitere Informationen
aktuelle Disposition

Orgelgeschichte

In der 1739 erbauten früheren Pfarrkirche St. Michael befand sich auf der oberen Empore eine Orgel, von der es 1892 hieß, dass es sich nicht mehr lohne, sie zu reparieren. Pfarrer Johannes Jettinger drängte auf die Anschaffung einer neuen Orgel. Die Orgelbaufirma Link in Giengen an der Brenz erhielt den Auftrag eine solche zu bauen. Im September 1893 war das neue Werk vollendet. Dieses Instrument hatte, auf zwei Manuale verteilt, zwölf klingende Register, kostete 4000, - Mark und wurde auf der unteren Empore aufgestellt.

Die Orgel besaß eine mechanische und hatte folgende Disposition:

1. Manual 2. Manual Pedal
Prinzipal 8’ Prinzipalflöte 8’ Subbass 16’
Gamba 8’ Salicional 8’ Oktavbass 8’
Flöte 8’ Gedackt 8’
Rohrflöte 4’ Fugara 4’
Oktav 4’
Mixtur 3f. 2 2/3’

Um die Orgel finanzieren zu können, wurde eine Anzahl wertvoller Kunstgegenstände aus der Kirche entfernt und verkauft.

Als man 1922 mit dem Bau der jetzigen Pfarrkirche Hl. Kreuz begann, wurde ein Teil der alten Kirche abgerissen und zuvor auch die Orgel abgebaut. Als die neue Kirche nach Plänen von Architekt Herkommer fertig gestellt war, wurde die bisherige Orgel auf der Seitenempore, die sich im verbliebenen Rest des alten Kirchenschiffs befand, aufgestellt, obwohl damals schon klar war, dass ihr Klang für den großen Kirchenraum zu schwach war. Im Zusammenhang mit dieser Neuanordnung der Orgel wurden kleinere Modernisierungsmaßnahmen an der Spielmechanik vorgenommen.

In den folgenden Jahrzehnten tat dieses Instrument eifrig seinen Dienst, wobei sich allerdings mehr und mehr größere Schäden zeigten. In einem Gutachten von 1964, das der damalige bischöfliche Orgelrevident (Orgelprüfer) Wilhelm Krämer anfertigte, heißt es: „ Gegenwärtig ist die Orgel praktisch unbrauchbar, die mechanische Traktur ist ausgeleiert, die pneumatische defekt, in den Holzpfeifen arbeitet der Wurm.“

Unter der Koordination des Organisten und Kirchenchorleiters Willi Beuter fanden in der Folgezeit Kontaktaufnahmen mit Orgelsachverständigen und Orgelbaufirmen statt. 1968 erhielt Orgelbaumeister Peter Paul Köberle aus Schwäbisch Gmünd den Auftrag nach Plänen von Dr. Wilhelm Krämer aus Straßdorf (Disposition) und Dr. Walter Supper aus Esslingen (Prospektgestaltung) eine neue Orgel zu bauen.

Nach dem Dreikönigsfest im Januar 1969 wurde das alte Werk abgebrochen und am 11.05.1969 konnte von Herrn Dekan Schäffauer unter großer Beteiligung der Gemeinde die neue Orgel mit 25 Registern und 1828 Pfeifen im Rahmen einer kirchenmusikalischen Feierstunde geweiht werden.

Dies neue Werk besaß folgende Disposition

1. Manual
2. Manual
Pedal
Gedacktpommer16’ Gedackt 8’ Subbass 16’
Prinzipal 8’ Quintadena 8’ Violgedeckt 16’
Holzviole 8’ Ital. Prinzipal 4’ Prinzipalbass 8’
Oktav 4’ Spitzflöte 4’ Zartpommer 8’
Rohrflöte 4’ Singend Oktav 2’ Choralbass 3-fach 4’ 2’ 1 1/3’
Waldflöte 2’ Blockflöte 2’ Fagottbass 16’
Quintnasat 2 2/3’ Larigot 11/3’+ 1’
Hornpfeife 1-3 fach Klingende Zimbel 3-fach ¼’
Mixtur 6-fach 2’ Rohrschalmey 8’
Trompete 8’ Tremulant
Tremulant

Die Register Holzviole, Rohrflöte, Quintnasat, Waldflöte, Hornpfeife und Trompete befinden sich in einem Schwellkasten, welcher eine Lautstärkeregelung durch das Öffnen oder Schließen der eingebauten Lamellen erlaubt.

2 freie Kombinationen / eine Pedalkombination
Koppeln: I / Ped. , II / Ped., II / I
Walze / Zungenabsteller / Schwelltritt
Knopftasten für: Komb. 1 und 2 / Tutti / Auslöser / Handregister
Bauweise: Schleifladen, mechanische Spieltraktur, elektrische Registertraktur

Weitere Informationen

Bezogen auf die Ansicht der Orgel (Prospekt) ist nachfolgende Aufteilung erkennbar:
Im linken Bogenfeld an der Rückseite der Empore befinden sich die Pfeifen für das Hauptmanual (Manual 1), während im rechten Bogenfeld, ebenfalls an der Rückwand, das Pedalwerk untergebracht ist. In der Brüstung der Empore ist das Rückpositiv (2. Manual) rechts und links der sich dort befindlichen Säule eingebaut. Der Spieltisch ist mit Blick auf die Orgel platziert, so dass von diesem aus das Dirigat eines Chores möglich ist.

Im Haushaltsplan 1969 wurden insgesamt 95.000, - DM für die Gesamtkosten eingesetzt. Im Zusammenhang mit der Orgelerneuerung wurde auch ein elektrischer Liednummernanzeiger eingebaut.

Bereits in diesen Jahren reiften Pläne, die Pfarrkirche im Innenraum völlig neu zu gestalten: Die Michaelskirche sollte geöffnet werden, so dass die bisherige Orgelempore abgerissen werden müsste. Nach dem Bau einer neuen Empore an der Südwand des Kirchenschiffes könnte die Orgel dort ihren neuen Platz finden.

Im Februar 1983 bauten Mitglieder des Kirchenchores und andere freiwillige Helfer die Orgel unter fachmännischer Anleitung ab und lagerten sie im alten Schulhaus. Die freiwillige Feuerwehr und Mitglieder des Vereins Heimatliebe Niederalfingen rissen die alte Orgelempore samt dem sich dahinter befindlichen Philipp-Jenningen-Saal ab.
Im Oktober erfolgte der Wiedereinbau der Orgel fast ausschließlich mit freiwilligen Helfern auf der neu erbauten Empore, wo sie sich klanglich und optisch bereichernd in den Gesamtkirchenraum einfügte. An der Disposition und der Prospektgestaltung wurden keine nennenswerten Änderungen vorgenommen.

In den Folgejahren wurden regelmäßig Wartungs- und Stimmarbeiten an der Orgel verrichtet. Im Jahr 2001 erfolgte im Rahmen von Renovierungsarbeiten im Innern der Kirche eine Generalüberholung des Instruments durch die Orgelbaufirma Michael Kreisz (Berglen), welche die Nachfolge der Firma Köberle übernommen hatte. Dabei wurde die Beleuchtung des Spieltisches neu installiert und das System der Liedanzeige modifiziert.

Auf Anregung von Chorleiter und Organist Matthias Schimmel reiften nach dem Jubiläum zur 40jährigen Orgelweihe im Mai 2009 Pläne zur Renovierung und Erweiterung der Orgel. Nach Absprache der vorgesehenen Maßnahmen mit den Orgelsachverständigen der Diözese beschloss der Kirchengemeinderat 2011 die Durchführung, was wiederum die Orgelbaufirma Michael Kreisz übernahm. Finanziert wurde dies komplett über Spendengelder im Umfang von ca. 49.000 €.

Folgende Erneuerungen und Ergänzungen wurden vorgenommen:

- Neuorganisation und Neuintonation einiger Register zur Abrundung des Klangbildes
- neues Register „Superoktav 2‘ “ im 1. Manual als Isolation aus der bestehenden Mixtur
- neues Register „Spanische Trompete 8‘ “ im Rückpositiv (waagrechte Zungenpfeifen im Prospekt)
- alle Schleifenzugmotoren werden durch Schleifenzugmagnete ersetzt
- Neuinstallation der elektrischen Anlage
- Einbau eines Plexiglasschwellers im Rückpositiv zur Regulierung der Lautstärke und besseren Nutzung der Register für die Chorbegleitung
- Einbau einer computergesteuerten Setzeranlage anstelle der bisherigen Registeranlage mit freien Kombinationen

Die aktuelle Disposition lautet: 

1. Manual Hauptwerk 2. Manual Rückpositiv Pedal
Gedacktpommer16’ Gedackt 8’ Subbass 16’
Prinzipal 8’ Quintadena 8’ Violgedeckt 16’
Holzviole 8’ Ital. Prinzipal 4’ Prinzipalbass 8’
Oktav 4’ Spitzflöte 4’ Zartpommer 8’
Rohrflöte 4’ Singend Oktav 2’ Choralbass 3-fach 4’ 2’ 1 1/3’
Superoktav 2' (aus Mixtur) Blockflöte 2’ Fagottbass 16’
Waldflöte 2’ Larigot 11/3’+ 1’
Quintnasat 2 2/3’ Klingende Zimbel 3-fach ¼’
Hornpfeife 1-3 fach Rohrschalmey 8’
Mixtur 4-fach 2’ Spanische Trompete 8'
Trompete 8’ Tremulant
Tremulant

Das Renovierungs- und Erweiterungsverfahren gewährleistet, dass für die kommenden Jahrzehnte weiterhin ein zeitgemäßes und intaktes Instrument in unserer Kirche zur Verfügung steht, das zur Ehre Gottes und zur Freude aller Kirchenbesucher ein aktuelles Klang- und Erscheinungsbild abgeben kann.

Mit freundlicher Genehmigung von Matthias Schimmel
Fotos und Texte: © Matthias Schimmel, September 2002
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