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Die Orgel der Schlosskirche Herrstein

Disposition
Umbauten
Geschichte und Bedeutung des Instrumentes
Die Restaurierungs- und Rekonstruktionsarbeiten

Geschichte der Kirche
Ansprechpartner
Disposition

Gebrüder Stumm Rhaunen/ Sulzbach, 3. Generation - Ende 18. Jahrhundert

Manual C-f3 Pedal C-f°
Principal 8' Subbaß 16'
Hohlpfeif Baß 8' Oktavbaß 8'
Cornet 4f.
Violdigamba Baß 8'
Flaut Travers Disc. 8'
Violdigamba Disc. 8'
Octav 4'
Hohlpfeif Disc. 8'
Quint 3'
Flaut 4'
Salicional 2'
Octav 2'
Terz 1 3/5'
Mixtur 4f. l'
Trompet Baß 8'
Trompet Disc. 8'
Vox humana Baß 8'
Vox humana Disc. 8'

Schiebe- Rechenkoppel als Pedalkoppel, ursprünglich Kanaltremulant - Rekonstruktion 1998 Stimmung: Stummscher Cornetton a'460 Hz.
Winddruck: 72 mm Ws ,
Windversorgung ursprünglich durch drei fußbetriebene, übereinanderliegende Spanbälge, jetzt extern angeordneter Schwimmerbalg.

Umbauten der Orgel

Erster Umbau durch Gustav Stumm Ende 19. Jahrhundert :
Austausch originaler Register gegen romantisierende Stimmen. Außerdem Veränderung des Spieltisches (vermutlich Einbau eines hervorstehenden Spielschrankes und neuer Klaviaturen bzw. Registertzüge).

Umbau Oberlinger 1959:
Versetzen der Orgel auf die Nordempore. Entfernen der kompletten originalen Spieltrakturen und Windladenwindkästen, sowie erneuern derselben im Zeittypischen Stil. Neuverlegung des Spieltisches auf die entgegengesetzte Orgelseite. Erweitertung des Pedalumfanges auf C - d'.
Klangumbau der Flötenregister.

Rekonstruktion/ Restauration R. Müller 1997-1998:
Rekonstruktion der gesamten technischen Anlage nach strengen denkmalpflegerischen Kriterien. Versetzen des Spieltisches wieder in die ursprüngliche Position.
Klangliche Rekonstruktion der Flötenstimmen.
Wiedereinbau eines rekonstruierten Zinnprospektes und einer Trompete 8'.
Im Sommer 1998 Wiedereinbau von Vox humana 8' und Gamba 8'.
Wiederenbau der restlichen fehlenden Register Herbst 1998.

Geschichte und Bedeutung des Instrumentes

Die Herrsteiner-Orgel ist ein Werk der berühmten Orgelbauerfamilie Stumm aus Rhaunen­Sulzbach im Hunsrück.

Ihr Erbauungszeitpunkt ist nicht genau bekannt, und obwohl in einigen Quellen der Stumm-. Forschung der Abschluß des „Accords" zum Bau der Orgel auf 17761 datiert ist, erscheint es aufgrund einiger technischen Details doch eher wahrscheinlich, daß die Orgel erst später gegen Ende des 18. Jahrhunderts errichtet wurde. Dies bezieht sich besonders auf den Manualumfang von 54 Tönen (C - f") und die klassizistisch wirkenden Schleierbretter.
Sicher ist hingegen, daß das Instrument der dritten Stummschen 0rgelbaugeneration unter Federführung der Gebrüder Philipp (1734-1814), Franz ( 1748-1826), Friedrich Carl (1744-1823) und Johann Michael II (1732-?) entstammt.

Eine ebenfalls recht sichere Forschungsgrundlage bildet das Journal des Herrsteiner Pfarrers Langguth, in dem der Kaufpreis dokumentiert ist: „770 Florin welches sie wenigstens 200 Florin wohlfeiler haben, als es anders wohin wurde gemacht worden seyn...." Weiterhin ist dem Journal inhaltlich zu entnehmen, daß kein Stuhl verloren ginge, sondern sogar noch Platz auf der Empore gewonnen würde.
Es wurde also eine neu Empore errichtet, auf der die eigentlich ca. 1000 Florin kostende Orgel zu stehen kam.
Die verwandschaftlichen Beziehungen- von Pfarrer Languth zu den Gebrüder Stumm - er war der Schwiegersohn von Johann Heinrich Stumm - erklären den oben erwähnten Rabatt von 200 Florin.

Um weitere Informationen zum Verbleib der Herrsteiner Orgel anzuführen, möchte ich einige Zeilen aus dem Gutachten von Herrn Orgelsachverständigen Christoph Spering3 zitieren:
„Notizen von 1839 und 1857 (Pfarramt) weisen darauf hin, daß sich zu diesem Zeitpunkt noch eine Vox humana in der Orgel befand.
Um das Jahr 1884 könnte dann ein größerer Eingriff in die Substanz der Orgel stattgefunden haben, denn eine Notiz vom 2. Oktober 1884 (KA) erteilte die Genehmigung zur Gründung eines Fonds zur Reparatur der Herrsteiner Kirchenorgel bzw. zum Neubau derselben.....
1917 wurden die Prospektpfeifen abgegeben (gem. Schreiben vom 17. April 1917, PfA).
1950 scheint ein elektrisches Gebläse von Oberlinger eingebaut worden zu sein (KA).
Eine Umstellung und Restaurierung im damaligen Sinne, mit Neubau der Trakturen und Verlegung des Spieltisches auf die linke Seite, fand 1959 durch die Fa. Oberlinger statt.
Die Orgel erhielt ihren neuen Platz auf der Nordempore. Die Ostempore ist damals wohl beseitigt worden."

Vermutlich führte Gustav Stumm aus Emmerich den ersten Umbau in den 1880er Jahren durch und entfernte dabei wohl alle „unmodernen" Register wie Trompete 8', Cornet 4f., Vox humana 8' und Terz 13/5'.
Ob das Ausräumen der übrigen fehlenden Register Gamba 8', Salicional 2' und Flaut Travers 8' auch durch Gustav Stumm oder später beim zweiten großen Eingriff 1959 erfolgte, läßt sich heute nicht mehr feststellen.

1. vgl. Kurt Hein: "Aufsatz zur Datierung der Herrsteiner Stummorgel"
2. vgl. Franz Bösken: "Die Orgelbauerfamilie Stumm" Verlag des Mainzer Altertumsvereins 1960
3. vgl. Christoph Spering: Gutachten über die Orgel der Schloßkirche zu Herrstein vom 31.7.1985

Zum besseren Verständniss des 1959 von den Gebr. Oberlinger/ Windesheim durchgeführten Umbaues seien zwei Kopien (siehe Anlagen 4.6.) aus der Korespondenz des Baurates Heinrich Ot Vogel/ Trier beigefügt.
Auf einem in Gemeindebesitz befindlichen Foto von 1959 ist die Orgel auf der ursprünglichen Empore, allerdings ohne die seitlichen Schleierbretter bzw. schon mit Zinkprospekt, abgeblidet. Auf diesem Foto läßt sich erahnen wie dominant, beinahe herrscherisch das große Instrument den Blick des Besuchers sogleich beim Eintritt in die Kirche auf sich zog.

Gut 30 Jahre nach seinem letzten Umbau hatte sich der technische Zustand des Instrumentes dann so verschlechtert, daß sich die Gemeinde 1987 entschloß die Orgel bis zu ihrer Restaurierung stillzulegen und den Kirchenraum mit einem Elektronium zu beschallen.

Die Restaurierungs- und Rekonstruktionsarbeiten

Grundgedanke und primäres Ziel aller Arbeiten war das Wiedererlangen des ursprünglichen Zustandes der Orgel. Das Instrument soll dem Orgelintressenten heute ein möglichst authentisches Bild der damals bei den Stumms üblichen Bauweise vermitteln. Deshalb verzichteten wir bewußt auf jegliche "Verbesserungen" im Sinne des modernen Orgelbaues.

Natürlich läßt sich zB.ein stimmrollenloser, nur mit Stimmausschnitten versehener Prospekt schwer stimmen, oder bereitet der Austausch eines undichten, angeschwänzten Ventiles erheblichen Arbeitsaufwand, aber doch sind es insgesamt genau diese Dinge welche die Aussagekraft einer historischen Orgel unterstreichen und eine konsequente Restaurierung bzw. Rekonstruktion glaubhaft erscheinen lassen.

Die Geschichte der Kirche

1250 Bau einer Burg der Ritter zu Stein, Kastelltyp quadratischer Grundriss mit Türmen an den vier Ecken Reste: 3 Türme, Schinderhannesturm zum größten Teil original 13Jh. Kapelle im nördliche Teil der Burg von West nach Ost gelegen (Willigisturm), Reste:
Fundamente der Südseite, Spitzbogenarkade und Schallarkade jetzt von der Dachtonne verdeckt

1428 Sponheimischer Amtssitz, Stadtrechte, Erweiterung zur spätgotischen dreischiffigen Pfarrkirche Reste: Chorraum und Maßwerke, ehemaliger Eingang, Steine von den Säulen im Außenbereich

1557 ehemalige Marienkirche wird durch übertritt der Sponheimer evangelisch lutherisch

1674 Stumpfer Turm abgebrochen um den Franzosen Wehrlosigkeit zu demonstrieren (Glockenturm)

1737 Einsturz des Palas

1742 Amtshaus vollendet auf dem einstigen Palas

1766 Barocker Umbau, Rundfenster, Aufgang zur Empore, Empore, Rundpfeiler entfernt

1771 Große Glocke, Ton E, der Glockengießerfamilie Klein größte erhaltene Glocke der Familie, 1100 KG

1776 Bestellung der Orgel bei den Gebrüdern Stumm aus Rhaunen-Sulzbach

1803 21. November Schinderhannes hingerichtet

1884 Erster Umbau der Orgel durch Gustav Stumm

1917 Abgabe der Prospektpfeifen als Metallspende

1958 Erste aufwändige Restaurierung der Kirche, Auslagerung der Glocken in neu aufgeführten Glockenturm

1959 Umbau der Orgel durch Oberlinger, Versetzt auf Empore, neue Spielanlage

1961 Zweite Glocke der Firma Mabillon aus Saarburg, 740 Kg Ton G, Inschrift: Ich bin gegossen in wirrer Zeit. Oh, Herr, erhalte den Frieden! Jesus Christus gestern und heute und derselbe in Ewigkeit."

1973 Wehrgang wiederaufgebaut

1992 Innenrenovierung abgeschlossen, Sandsteinboden, Trockenlegung,

1998 Renovierung der Orgel und Kirche außen

2000 Vervollständigung der Orgel

Ansprechpartner/Kontakt

Ev.-luth. Kirchengemeinde Herrstein
Pfarrbüro
Pfarrgasse 9
55756 Herrstein

Telefon (06785) 357
E-Mail: herrstein(at)ekir.de


Mit freundlicher Genehmigung der Kirchengemeinde (L. Hübner)
Fotos: Ev. Kirchengemeinde Herrstein
OI-H-21 - letzte Bearbeitung: 12.10.2024
weiterführende Links:

Webseite Ev. Kirchengemeinde Herrstein