Daniel Kunert - Musik-Medienhaus
Das Portal der Königin

- Startseite - Orgeln - Heidelberg - Christuskirche


Die Orgel der Christuskirche Heidelberg

Die Geschichte der Orgel
Die historische Walcker-Orgel der Heidelberger Christuskirche und ihre Restaurierung
Disposition
Die Geschichte der Orgel
(Orgel des Monats Juni 2010 der Stiftung Orgeklang)

Die Walcker-Orgel der Christuskirche Heidelberg wurde 1903 erbaut und 1904 zusammen mit der Kirche eingeweiht. Noch zu Lebzeiten Max Regers, der in Heidelberg oft zu Gast war, erklangen hier viele seiner Werke.
Nachdem das Instrument zwei Kriege unbeschadet überstanden hatte, erfuhr es 1954 eine neobarocke Umarbeitung, der zahlreiche wertvolle romantische Stimmen sowie die originale Pneumatik zum Opfer fielen.

2009-2011 wurde sie wieder in den Originalzustand zurückgeführt und gehört nun zu den größten rein pneumatischen Orgeln im süddeutschen Raum. Neben der großen Stadthallenorgel ist sie heute das einzige erhaltene sinfonische Instrument Heidelbergs aus der Epoche der spätromantischen „Expressiv-Orgel“. Mit ihren 43 Registern, zwei Schwellwerken, der Crescendo-Walze und zahlreichen weiteren Spielhilfen sowie einer modernen Setzeranlage eignet sie sich hervorragend für insbesondere die deutsche Orgelmusik der Spätromantik und der frühen Moderne, aber auch für französische Romantik.

Zu den Besonderheiten ihrer Disposition gehören die mit der Restaurierung wiederhergestellte 16’-Grundlage aller Werke, die durchschlagende Clarinette und das äußerst seltene Synthematophon. Hierbei handelt es sich um eine prinzipalartige Starktonstimme, deren konisch geformte Pfeifen mit zwei gegenüberliegenden Labien versehen sind. Sie wurde vermutlich etwa 1902 von Walcker erfunden und ist in die Christuskirchenorgel möglicherweise als eine der ersten eingebaut worden.

Die historische Walcker-Orgel der Heidelberger Christuskirche und ihre Restaurierung

Am Osterwochenende 2011 wurde in der Heidelberger Christuskirche die historische Walcker-Orgel von 1903 wieder eingeweiht. Mit 43 Registern auf drei Manualen und Pedal, zwei Schwellwerken und zahlreichen Spielhilfen ist die pneumatische Christuskirchenorgel eines der wenigen erhaltenen Instrumente der Ludwigsburger Firma, die um die damalige Jahrhundertwende zu den größten und renommiertesten Orgelbauern der Welt zählte.

1954 war das spätromantische Instrument stark neobarock verändert worden. Die Probleme, die aus diesem Umbau resultierten und der zuletzt sehr schlechte Zustand der Orgel erleichterten die Entscheidung für eine Rückführung des Instruments in seinen Urzustand, die 2009–11 von der Firma Lenter durchgeführt wurde.

Für die erfolgreichen Anstrengungen um die Restaurierung ihres wertvollen Instruments wurde der Christuskirchengemeinde im Oktober 2012 der Badische Kirchenmusikpreis verliehen. Aus diesem Anlass erzählt der folgende Artikel die Geschichte dieses wertvollen Instruments und seiner Restaurierung. 1 Geschrieben hat ihn Prof. Dr. Gerhard Luchterhandt, stellvertretender Rektor der Heidelberger Hochschule für Kirchenmusik und im Nebenamt Organist an der Walcker-Orgel der Christuskirche.


1904: Gemeinsame Einweihung von Kirche und Orgel

Die Geschichte der Orgel in der Christuskirche beginnt bereits 1897 mit den ersten Kirchbauplänen. Im Herbst 1903 wird das 43-stimmige Instrument 2 in die im Bau befindliche Kirche eingebaut und zusammen mit ihr am 3. Januar 1904 in Anwesenheit des badischen Großherzogs eingeweiht.

Die Christuskirche hatte mit der neuen Orgel ein modernes, nach dem neuesten Stand der Technik ausgerüstetes Orgelwerk von einem sehr renommierten Orgelbauer erhalten. 3 Das Instrument gehört zu einem Typ, den man als Expressivorgel bezeichnen könnte. Er wurde ungefähr zwischen 1890 und 1925 in Deutschland gebaut und orientiert sich an den Bedürfnissen des modernen Klavier- und Orchesterklangs. Dem entsprechend zeichneten sich solche Instrumente durch eine große Palette unterschiedlicher Farben im Grundstimmenbereich aus.

Der Klang dieses Orgeltyps ist warm und sonor und regt den Spieler zu vielfältigen dynamischen Schattierungen an. Unterstützt wird dies durch eine Technik, die sich vollständig von derjenigen der Renaissance- und Barockorgel unterscheidet: Die pneumatische Kegellade 4 war um diese Zeit in Deutschland bei Neubauorgeln weit verbreitet. Sie garantiert selbst bei großen Klangmassen eine leichtgängige Spielweise und erlaubt zudem den Einbau zahlreicher „Spielhilfen“, von denen damals viel Gebrauch gemacht wurde.

Von der Registerzahl her gehört das Christuskircheninstrument zwar eher zu den mittelgroßen Orgeln dieses Typs; andererseits hat es aber wesentliche Ausstattungsmerkmale großer Konzertorgeln, die es für das ganze sinfonische Repertoire geeignet machen. Dazu zählen neben der 16’-Basis aller Manuale vor allem die beiden Schwellwerke 5, die eine große dynamische Differenzierung erlauben.

Aus den ersten Jahren der Orgel ist kaum etwas bekannt. Eines der frühesten erhaltenen Konzertprogramme dokumentiert ein Konzert im Frühjahr 1913, zu dem der spätere K.I.-Gründer Hermann Poppen zwei Stücke aus Regers op. 59 beisteuerte.

Im ersten Weltkrieg verlor die Orgel ihre wertvollen zinnenen Prospektpfeifen an die Kriegswirtschaft. Erst nach der Währungsreform 1924 wurden diese 87 Pfeifen wieder eingebaut, nun aus Zink.

Inzwischen gab es in Deutschland erste Zeichen für einen Wandel der Kirchenmusik und des Orgelbaus, der sich bald als „Orgelbewegung“ formieren sollte. Man propagierte die Rückkehr zum Orgelbau des 17. und 18. Jahrhunderts, zur (früh-)barocken Werkorgel und zur Schleiflade. Allerdings sorgten erst die Zerstörungen des zweiten Weltkriegs dafür, dass sich die orgelbaulichen Prinzipien dieser neuen „Bewegung“ auf breiter Front durchsetzen ließen.


1954: Das romantische Klangbild wird neobarock verzerrt

Nach dem 2. Weltkrieg war die Orgel in einem sehr schlechten Zustand. Eine erste Initiative zur Reparatur und Umdisponierung des Instruments scheiterte allerdings 1948 an der Währungsreform. 1954 war es dann soweit. Unter Aufsicht des neuen Organisten Herbert Haag (1908-77), wurde die spätromantische Orgel neobarock verändert. Durch diese Umgestaltung profilierte sich Haag, der später Direktor des K.I. wurde, als Motor der Heidelberger Orgelbewegung. Dabei stand ihm Walter Leib (1893–1977) als Badischer Orgel- und Glockensachverständiger zur Seite, dem die Orgel schon seit den 1920er Jahren klanglich ein Dorn im Auge gewesen war. Gegen diese Übermacht ideologisch festgelegter „junger Kirchenmusik“ hatte ein Instrument von 1903 keine Chance mehr. Entsprechend unbarmherzig klingt die Aktennotiz zur Besprechung des maßgeblichen Kostenvoranschlags:

„Nachdem die Orgel 50 Jahre ihren Dienst getan hat, ist sie klanglich und liturgisch am Ende. (...) Die zusammen mit Herrn Dr. Leib ausgearbeitete Disposition sieht eine Orgel vor, die für die nächsten 50 Jahre allen Anforderungen gerecht wird. (...)
Das vorhandene Pfeifenmaterial wird teilweise verwendet. Die Kirchengemeinde erhält dadurch eine neue Orgel zum halben Preis.“
6

Die zwischen August und Oktober 1954 umgebaute Orgel bestand in der Mehrheit aus umge-arbeiteten Pfeifen des alten Instruments. Ihre Disposition lautete nun:

I. Hauptwerk II. Schwellwerk III. Positiv Pedal
Grobgedackt 16’ Gemshorn 8’ Rohrflöte 8’ Prinzipalbaß 16’

Prinzipal 8’

Quintade 8’

Quintade 4’

Subbaß 16’

Gedeckt 8’

Weidenpfeife 8’

Prinzipal 2’

Oktavbaß 8’

Traversflöte 8’

Weitprinzipal 4’

Nasat 1 1/3’

Salicetbaß 8’

Oktave 4’

Salicional 4’

Blockflöte 1’

Choralbaß 4’

Rohrflöte 4’

Nasard 2 2/3’

Terzian 2f.

Superoktave 2’

Quinte 2 2/3’

Piccolo 2’

Zimbel 3–4f.

Rauschbaß 2f.

Kleinoktav 2’

Septcornett 3f.

Oboe 8’

Hintersatz 3–4f.

Waldflöte 2’

Scharfmixtur 4f.

Bombarde 32’

Großmixtur 5–6f.

Fagott 16’

Posaune 16’

Glöckleinton 2f.

Trompette harmonique 8’

Fagott 16’

Trompete 8’

Tromba acuta 4f.

Clarine 4’

Tremulant


Nach dem Umbau standen noch 11 Register auf ihrem bisherigen Platz, 15 waren neu gebaut worden. Die restlichen „neuen“ Register entstanden durch Umarbeitung – in vielen Fällen hieß das: Abschneiden und Versetzung alter Pfeifen: Eine riesenhafte Rochade, die keinesfalls geordnet nach ganzen Registern erfolgte, sondern – da häufig die Fußtonlagen wechselten – in vielen Fällen nur Teilregister betraf.

Die nachhaltigste Versitiv entstand. Die beiden anderen Manuale behielten ihren romantischen Grundcharakter mehr oder minder bei, wurden allerdings „aufgehellt“, die Manuale II und III verloren ihre labiale 16’-Basis.

Die Senkung des Winddrucks von 100 mm auf 75 mm (Manuale) bzw. 80 mm (Pedal) erforderte eine Umintonierung auch der original belassenen Register. Beim neuen elektropneumatischen Spieltisch, der nun vollständig ins Gehäuse eingerückt war, behielt man ungeachtet der neobarocken Veränderungen des Instruments die typischen Spielhilfen der alten Orgel weitgehend bei bzw. baute sie erneut ein.

Zu den Inkonsequenzen des Umbaus von 1954 gehören die dispositionsmäßige Vorspiegelung einer Werkorgel im unveränderten Expressiv-Orgelgehäuse und die Beibehaltung des Registerkanzellensystems. So wurde die Eigenart eines zeitgebundenen Instruments oberflächlich einem Zeitgeschmack geopfert, ohne dessen eigentliche technische und klangliche Grundlagen wirklich zu übernehmen. Das Ergebnis war ein unbefriedigender stilistischer Zwitter, dessen „authentischer Anteil“ aber über die Jahre lebendig und klanglich ansprechend genug geblieben ist, um Basis für Restaurationsüberlegungen zu werden.

Seit den 1970er Jahren zeigte die Pneumatik des Instruments zunehmend Alterserscheinungen. Aus Sicht der Firma Walcker schien der Horizont des Instruments begrenzt; man überlegte eine Verkleinerung des Instruments und sogar den Austausch des Ladensystems! Dazu kam es allerdings nicht. Vielmehr wurde die Orgel 1979 sogar unter Denkmalschutz gestellt.

Die große Lösung: Rekonstruktion und Repneumatisierung 2009-11

Nach 2000 begann sich die Zusammenarbeit der Christuskirchengemeinde mit der Hochschule für Kirchenmusik zu intensivieren. Das Instrument war jedoch in schlechtem Zustand. Im Zuge von Kirchenumbauplänen stieß daher der landeskirchliche Orgelsachverständige Martin Kares 2003 erstmals grundsätzliche Überlegungen zur Zukunft des Instruments an. Nach eingehender Diskussion entschied sich der Ältestenkreis der Christuskirche schließlich 2006 für eine leicht modifizierte Rückführung des Instruments in den klanglichen Zustand von 1903. Die elektropneumatische Traktur sollte bleiben und lediglich auf den technisch neuesten Stand gebracht werden. Da die beauftragte Firma Lenter Zeichnungen des Originalspieltisches von 1903 besaß, ergab sich unverhofft die Chance, auch die originale Pneumatik wieder zu restaurieren. So entschied man sich 2007 für die „große Lösung“, die – mit geringen Änderungen – eine Wiederherstellung des Instruments von 1903 mit seiner originalen Pneumatik beinhaltete.

Rekonstruierter Spieltisch aus 40000 Einzelteilen / 2,2 km Bleirohre

Diese Restauration umfasste mehrere Bereiche. So musste die verschlissene Windanlage wieder für den erhöhten Winddruck von 100 mm (Spielwind) bzw. 125 mm (Pneumatik) ertüchtigt werden. Dabei wurde der zuletzt seitlich angebrachte Motor in das Orgelgehäuse zurückversetzt. Beim Pfeifenmaterial waren die Veränderungen von 1954 rückgängig zu machen. Dies geschah in vielen Fällen durch Anlängen der seinerzeit abgeschnittenen Pfeifen, so dass etwa aus einer Quinte 1 1/3 wieder die ursprüngliche Vox Coelestis wurde. Auf ähnliche Weise wurden an zahllosen Pfeifen die 1954 entfernten Expressionschlitze ergänzt. Neben der Ergänzung vorhandener mussten neun Register vollständig rekonstruiert werden. Fast das gesamte Pfeifenmaterial wechselte erneut seinen Platz und wurde im Sinne von 1903 neu intoniert. Die Wiederherstellung der pneumatischen Anlage erforderte die Neubelederung von ca. 3000 Spielbälgchen, die Verlegung von ca. 2200 m Bleileitung und – als anspruchsvollste Aufgabe – die Rekonstruktion des pneumatischen Spieltisches mit allen seinen Spielhilfen nach den originalen Bauplänen sowie noch erhaltenen Vorbildern, wie z.B. der Walcker-Orgel in Essen-Werden (1899). Der von Markus Lenter in aufwändiger Handarbeit rekonstruierte Spieltisch enthält ca. 40000 Einzelteile.

Winddruck: 100 mm (Spielwind) bzw. 125 mm (Pneumatik)

Neben den beiden Registeränderungen hat das Instrument in der heutigen Version noch ein paar Zusätze bekommen, die seine Verwendbarkeit deutlich erweitern: So wurde eine weitere Superkoppel (für das III. Manual) eingebaut. Zusätzlich zu den originalen Spielhilfen von 1903 wurde die zweite freie Kombination mit einer Setzeranlage ausgestattet, deren zur Zeit 60000 Kombinationen über eine versenkbare Schublade programmierbar sind. Sie erweitert die expressiven Möglichkeiten der Orgel enorm und erleichtert zudem die Konzertvorbereitung. Einiges an „registrierintensiver“ Musik z. B. des 20. Jahrhunderts wird dadurch auf der Orgel gut realisierbar.

Das Synthematophon: Eine Orchidee unter den Orgelregistern

Zu den Besonderheiten der Disposition gehören die durchschlagende Clarinette und das Synthematophon, ein doppelt labiiertes Gemshorn. Bei dieser sonoren Starktonstimme handelt es sich um eine Walcker-eigene Erfindung von 1902, die möglicherweise in die Christuskirchenorgel als eine der ersten eingebaut worden ist. Von diesem Register sind europaweit nur noch eine Handvoll Exemplare erhalten, von denen zwei als Vorbild für diese erstmals erfolgte Rekonstruktion dienten.

Größte rein pneumatische Orgel der Badischen Landeskirche

Mit der Wiedererstehung der einzigen historisch erhaltenen romantisch-sinfonischen Kirchenorgel Heidelbergs schließt sich ein langer Bogen innerhalb der bewegten Heidelberger Orgelgeschichte. In der Christuskirche steht nun eine der wenigen noch erhaltenen Walcker-Orgeln im Südwesten Deutschlands wieder in ihrer Originalgestalt. Sie ist heute die größte rein pneumatische Orgel in der badischen Landeskirche.

Erste Orgel-CD: „Mit Wind gemalt“, gespielt von Gerhard Luchterhandt

Seit der Einweihung sind auf der neuen Orgel bereits zahlreiche Konzerte mit Gästen aus Nah und Fern veranstaltet worden. Und auch eine erste CD ist bereits produziert. Sie trägt den programmatischen Titel „Mit Wind gemalt“ und ist im Oktober 2012 bei dem Heidelberger Label Christophorus erschienen.

Zu hören sind Originalkompositionen und Transkriptionen von Engelbert Humperdinck (Vorspiel zu „Hänsel und Gretel“), Claude Debussy, George Gershwin und Max Reger (u.a. die Choralfantasie über „Wachet auf, ruft uns die Stimme“ op.52, 2) sowie das einzige Orgelwerk von Arnold Schönberg, seine selten zu hörenden „Variationen über ein Rezitativ“ op. 40. Solist ist Gerhard Luchterhandt.



Autor: Gerhard Luchterhandt

1 Genaueres zur Geschichte und Restaurierung der Orgel in der reich bebilderten Festschrift zur Orgeleinwei-hung, hg. von der Christuskirchengemeinde, Heidelberg 2011 (http://www.verlag-regionalkultur.net/xtc/product_info.php?info=p747_Eine-Orgel-im-Wandel-der-Zeit.html), darin besonders folgende Beiträge: Gerhard Luchterhandt, „Zur Geschichte der Walcker-Orgel in der Heidelberger Christuskir-che“ (S. 9ff.), „Die Expressivorgel und ihre Musik“ (S. 78ff.), „Was ist ein Synthematophon?“ (S. 151), Markus Lenter, Restaurationsbericht (S. 43), Martin Sander, „Max Reger und die Walcker-Orgel“ (S. 123ff.) Martin Kares, „Die Zuordnung des Pfeifenwerks bei der Konzeptentwicklung“ (S. 55ff).

2 Disposition am Schluss des Artikels.

3 Die 1780 gegründete Firma E. F. Walcker & Cie. war um 1900 einer der weltweit größten Orgelbauer. Zwi-schen 50 und 100 Instrumente verließen pro Jahr die Ludwigsburger Werkstätten, darunter auch Riesenorgeln, wie z. B. für die Hamburger Michaeliskirche (1912, 163 Register).

4 Eberhard Friedrich Walcker hatte 1843 die von ihm weiterentwickelte mechanische Kegellade zum Patent angemeldet. – Anders als bei der Schleiflade stehen bei der Kegellade die Pfeifen eines Registers auf einer ge-meinsamen Windkammer (sog. Registerkanzelle) und werden jeweils durch ein kleines Kegelventil mit Wind versorgt. Zunächst wurden diese Ventile mechanisch geöffnet. Um jedoch auf immer größeren Orgeln noch leichtgängig spielen zu können, ging man ab ca. 1890 mehr und mehr zur sog. Röhrenpneumatik und nach 1900 allmählich zur Elektropneumatik über.

5 Die doppelte Schwellbarkeit ist für eine Orgel dieser Größe ungewöhnlich und stellt sie hinsichtlich ihrer dy-namischen Möglichkeiten deutlich größeren Instrumenten an die Seite.

6 Aus einer Aktennotiz vom 26.2.1954 (Archiv des Kirchengemeindeamts Heidelberg.)

7 Ab 1999 waren mit Martin Sander (Orgel) und Gerhard Luchterhandt (Musiktheorie/Orgelimprovisation) zwei neue Professoren tätig, die ihren Unterricht in stärkerem Maße in die Christuskirche verlegten.

Disposition der Walcker-Orgel in der Heidelberger Christuskirche (1903)

I. Hauptwerk II. Schwellwerk III. Echowerk (schwellbar) Pedal

Principal 16’

Bordun 16’

Lieblich Gedeckt 16’

Principalbass 16’

Principal 8’

Principal 8’

Geigenprincipal 8’

Violonbass 16’

Synthematophon 8’

Quintatön 8’

Rohrflöte 8’

Subbass 16’

Viola di Gamba 8’

Traversflöte 8’

Aeoline 8’

Gedecktbass 16’ ***

Gemshorn 8’

Salicional 8’

Vox coelestis 8’

Quintbass 10 2/3’

Gedeckt 8’

Dolce 8’

Fugara 4’

Octavbass 8’

Doppelflöte 8’

Octav 4’

Traversflöte 4’

Cellobass 8’

Octav 4’

Flöte 4’

Oboe 8’ **

Salicetbass 8’ ***

Rohrflöte 4’

Piccolo 2’

Octav 4’

Rauschquinte 2f.

Mixtur 3-4f.

Posaune 16’

Mixtur 4-5f.

Trompete 8’ *

Trompete 8’

Trompete 8’ Clarinette 8’

* 1903: Labialschalmei 8‘
** 1903: Viola 8‘
*** Transmission II

Koppeln: II/I, III/I, III/II, I/Ped, II/Ped, III/Ped, II Super, III Super

Spielhilfen: Pianopedal III, Pianopedal II, Zungenabsteller, Handregister zur Walze, Generalkoppel, zwei freie Kombinationen, Crescendo-Walze, vier feste Kombinationen (p/mf/f/ff ), Setzeranlage

System: Pneumatische Kegelladen, pneumatische Spiel- und Registertraktur
Winddruck: 100 mm, 125 mm (Spieltisch)
Restaurierung: Orgelbau Lenter GmbH, Sachsenheim (2009-2011)

Mit freundlicher Genehmigung des Förderverein "Freunde der Walcker-Orgel Christuskirche Heidelberg e.V."
Fotos: Konrad Gös
OI-H-47
weiterführende Links:

Webseite Christuskirche Heidelberg
Webseite Förderverein