Zur Geschichte der St. Antonius-Kirche
Fintel gehörte in vorreformatorischer Zeit innerhalb des ehemaligen Bistums Verden zum Archidiakonat Scheeßel. Die Legende berichtet von der Antonius-Zelle, die nach dem gleichnamigen ägyptischen Einsiedler (um 300) benannt ist. Dieser Stützpunkt der wohltätigen Antonius-Mönche soll in Fintel bereits während der irischen oder der folgenden angelsächsischen Missionierung entstanden sein (um 600 bzw. im 8./9. Jh.).
Der Antonius-Zelle folgte bald eine kleine Kapelle, die durch eine in der Nähe sprudelnde heilkräftige Quelle in der weiteren Umgebung bekannt und berühmt wurde. Viele kranke und wundergläubige Menschen unternahmen eine Wallfahrt nach Fintel und kehrten geheilt nach Hause zurück.
1426 kam es zum ersten urkundlich erwähnten Bau einer neuen Antonius-Kapelle. Der Neubau war vor allem das Werk der Antonius-Bruderschaft, die sich in Fintel versammelt hatte. Die Pläne, ein Antoniterhaus (nicht Kloster, wie früher oft vermutet) zu gründen, wurden aber nicht in die Tat umgesetzt. Die Antoniusbrüder widmeten sich vor allem der Armen- und Krankenpflege. Noch bis ins letzte Jahrhundert hinein schenkten die begüterten Hausleute zum Tönjes-Markt (Antonius-Markt) den ärmeren Mitbürgern ein Huhn.
Die Annahme, dass die Antonius-Kapelle 1548 abgebrochen werden musste, ist nicht belegt. Neuere Forschungen gehen eher von ihrer Zerstörung während des Dreißigjährigen Krieges aus. Wenig später bauten sich „die guten und ehrbaren Einwohner to Fintel dese Kerk“ gemeint ist die kleine Strohdachkirche von 1649, in der 240 Jahre lang das Wort Gottes verkündet wurde.
Im Jahre 1884 wurde die neue Finteler St.-Antonius-Kirche geweiht und der Gemeinde übergeben. Sie war vom September 1882 bis zum Dezember 1884 erbaut worden.
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Das Innere der Kirche
Einen besonderen Schatz hat die Kirche an geschnitzten Holzfiguren, Überreste verschiedener Altäre der mittelalterlichen Vorgängerkirche. Diese Holzfiguren wurden 1971 gründlich renoviert und in einem modernen Klappaltar zusammengestellt.
Im linken Seitenflügel finden wir Johannes, Paulus, Petrus sowie Jakobus d. J., Judas Thaddäus und Andreas.
Im rechten Flügel haben die Figuren des Thomas, des Simon aus Kana, des Matthäus sowie der Apostel Bartholomäus, Matthias und des älteren Jakobus Platz gefunden.
Die etwa quadratische Tafel in der Mitte der Altarwand enthält eine Darstellung des Jüngsten Gerichts. Christus als Weltenrichter thront auf der Erdkugel, er ist von Engeln umgeben.
Links vom Betrachter kniet Maria, rechts Johannes d. Täufer, der Vorläufer Jesu. Die Gruppe wird mit dem griechischen Wort „Deesis“ bezeichnet, da man beide im Weltgericht als die „Fürsprecher“ der Menschheit ansah. Die Volksfrömmigkeit trug diese besondere Art der Heiligenverehrung bis in die kleinsten Dörfer.
Die Skulptur einer einzelnen Heiligen steht in einer Nische links neben dem Altarraum. Man weiß nicht, welchen Standort sie ursprünglich hatte. Ihre Kennzeichen sind die Krone und ein Kirchenmodell, das sie auf der rechten Hand trägt. Mit diesen Symbolen wurden zwei deutsche Kaiserinnen dargestellt:
Adelheid, die Gemahlin Ottos d. Gr. (gest. 999), und Kunigunde, die Gemahlin Heinrichs II (gest. 1040). Gelegentlich wurde auch die Hl. Elisabeth von Marburg mit einem Kirchenmodell dargestellt.
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