Konzeption
Die Orgel steht auf einer rückwärtigen Orgelempore, deren Zugang durch eine versteckte Tür in der Wandvertäfelung erfolgt. Der Beton des Emporenbodens wird an der linken Gehäusewand nach oben fortgeführt. Im Bodenaufbau der Empore sind zusätzlich die Auslässe der Zuluftanlage integriert, sie sind in einer zurückgesetzten Holzvertäfelung eingelassen, die ebenso an der linken Seitenwand senkrecht fortläuft. Die rechte Gehäusewand nimmt die seitenspielig eingeschobene Spielanlage auf. Neben ihr führt eine Türe ins Orgelgehäuse, das direkt an die rückwärtige Kirchenwand und den Emporenabschluß aus Beton links anschließt. Das gesamte Gehäuse ist als Schwellwerk angelegt, alle Innenpfeifen einschließlich Pedal sind damit schwellbar, nur der Principal im Prospekt steht vollständig vor der Schwellwand. Der Prospekt teilt sich in drei Pfeifengruppen, die nach außen hin ansteigen und jeweils durch Lisenen bis zur Höhe der angrenzenden Pfeife eingefaßt sind. Zwischen den Pfeifenfeldern sind in der hintersten Ebene des Prospektaufbaus die Schwellerlamellen zu sehen. Das mittlere Feld verdeckt die Diskantpfeifen des Principals vor der Schwellwand.
Die Konstruktion der Orgel (Thomas Barthold) ist übersichtlich, sehr durchdacht und an jeder Stelle gut zugänglich. Hervorzuheben ist der durchgängige Laufboden, unter dem fast die gesamte Traktur verborgen und geschützt ist.
Ein großer neuer Magazinbalg versorgt beide Manuale und das Pedal. Dem klanglichen Stil entsprechend wurde ein freier, atmender Wind auf 76 mm WS Winddruck angelegt. Für die Manuale wurde ein Stoßfänger bereitgehalten, der über einen Schieber zugeschaltet werden könnte, jedoch nicht zum Einsatz kam.
Bis auf die Prospektpfeifen des Principals, der Gamba, der Octave und einem Chor der Mixtur sind ausschließlich alte Pfeifen verwendet worden, vorwiegend aus dem Vorgängerinstrument, dessen Pfeifen schon auf ein älteres Instrument (vermutlich Steirer) aus der NAK Göppingen (Vorgängerbau der jetzigen Kirche dort) zurückgehen und später dann in die alte Kirche in Böblingen eingebaut wurden. Alle alten Pfeifen wurden sorgfältig überarbeitet, in der Mensur teilweise gerückt, damit sie dem angestrebten Stil der Disposition entsprechen konnten.
Das Klangbild (Intonation: Lukas Degler und Ho Jung Noh) sollte sich an einer romantischen Orgel ungefähr aus der Mitte des 19. Jahrhunderts orientieren. Enthalten sind daher zwei Streicherstimmen: die kräftige Gamba, die bis C ausgebaut wurde, und mit weniger Strich die leise Äoline aus den Pfeifen des alten Salicionals, das ebenfalls mit innengekröpften Pfeifen bis C ausgebaut war. Aus dem alten neobarocken Gedeckt wurde der Bordun 8', dessen typisch romantischer Klang auch durch das Vorziehen des Oberlabiums erreicht wurde. Der Grundstimmenaufbau wird durch den Principal komplettiert, dessen gewünschter frischerer Klang mit den alten Böblinger Pfeifen nicht zu erzeugen war, deshalb wurden die Diskantpfeifen gegen andere gebrauchte Pfeifen ausgetauscht. Der Subbaß erhielt deutlich höhere Aufschnitte und bildet nun zu jedem Register passend den satten und weichen Baß. Im Manual setzen Octave 4' und Rohrflöte 4' den Klangaufbau fort, eine Quinte 2 2/3' aus den Pfeifen der alten Oktave 4' ergänzt ihn und stellt den Übergang zur Mixtur mit Vorabzug 2' her.
Alle Manualregister bis auf die Mixtur mit Vorabzug können über Wechselschleifen auch auf dem oberen Manual gespielt werden. Dieses ermöglicht eine Vervielfachung der Kombinationsmöglichkeiten. Zusätzlich sind über eine Subkoppel II/I weitere Registrierungsvarianten oktavversetzt möglich. Dem Plenum können damit etwa unterschiedliche 16'-Klangfarben beigemischt werden. Die Registerschieber wurden mit handschriftlich ausgeführten Registerschildern aus Papier versehen.
Die Stimmung der Orgel erfolgte ungleichstufig nach Janke IV.
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Disposition
erbaut 2020 von der Werkstätte für ORgelbau Mühleisen, Leonberg
Manual I |
Manual II |
Pedal |
Principal 8' * (Prosp neu, innen alt) |
WS Principal 8' |
Subbaß 16' * |
Bordun 8 * |
WS Bordun 8 |
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Gamba 8' (neu ab C) |
WS Gamba 8' |
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Aeoline 8' * |
WS Aeoline 8' |
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Octave 4' neu |
WS Octave 4' |
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Rohrflöte 4' * |
WS Rohrflöte 4' |
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Quinte 2 2/3' * |
WS Quinte 2 2/3' |
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Octave 2' VAZ |
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Mixtur 4f. * |
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Koppeln: II/I, I/P, II/P, II/I 16'
Alle Register inkl. Pedal, nur mit Ausnahme Principal 8' im Schweller
Art der Traktur und Laden: mechanisch/Schleiflade
* Altmaterial
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