Orgelentstehung und Sanierung
Die Berliner Orgelbauwerkstatt Karl Schuke erstellte 1962/63 einen Orgelneubau mit 63 klingenden Stimmen (Registern) in der 1961 im Dezember eingeweihten neuen Kirche, deren Architekt Egon Eiermann sich auch nachdrücklich mit der Gestaltung der Orgel beschäftigte. So entstand ein klar nach Werken gegliederter Aufbau, der auf engem Raum eine gewisse Transparenz ermöglicht und dessen Anlage des Spieltisches auch die Handschrift Eiermanns trägt.
Die Orgel verfügt über eine mechanische Spieltraktur und eine elektrische Registertraktur mit einer Setzeranlage, die mehrfach dem aktuellsten technischen Stand angepasst worden ist. Die Disposition stammt von Siegfried Reda, einem damals führenden Kirchenmusiker und Orgelsachverständigen aus dem Rheinland, dessen farbige, obertonreiche Disposition zeitgenössischen Komponisten Impulse für ihr Schaffen gab. 1985 wurden auf Anregung von KMD Lehning einige Milderungen vorgenommen, um dem sich veränderten Klangempfinden zu entsprechen und einer stilistischen Vielfalt der Interpretationen Rechnung zu tragen, gleichzeitig erfolgten akustische Verbesserungen im Kirchenraum.
Die hohe Beanspruchung, Materialermüdung und Umwelteinflüsse haben Spuren hinterlassen, teils sichtbar, sicherlich fühlbar, aber auch hörbar.
2003 versagte der Gebläsemotor endgültig seinen Dienst; viele Berliner halfen durch ihre Spende für schnellen Ersatz. Gleichwohl war dieser Ausfall ein deutliches Indiz für weiteren Handlungsbedarf. Die Gemeindeleitung holte Rat bei Kirchenmusikern, Orgelsachverständigen und Orgelbauern ein und entschloss sich ihren Vorschlägen folgend, zur Durchführung einer Grundsanierung und Reinigung der Orgel durch die Fachfirma, die sie gebaut hatte.
So wurde im 1. Halbjahr 2005 die Orgel gereinigt und technisch überarbeitet: dazu gehörte auch der komplette originalgetreue Neubau des Spieltisches, der zwecks besserer Hörbarkeit für den Spieler um 25 cm nach vorn gerückt wurde, sowie der Austausch sämtlicher Abstrakten, jetzt in Holz, statt Aluminium.
Die Manuale des Brust- und Schwellwerkes wurden getauscht. Im Schwellwerk gab es geringfügige Veränderungen/Ergänzungen, Ergänzung von Sub- und Superoktavkoppeln, Austausch der Spitzgambe 4´ durch Viole de Gambe 8´ und der Unda maris durch eine Voix celeste.
Kleinere Veränderungen der Intonationen runden das unverändert eindrucksvolle Klangbild dieses Instrumentes ab.
Die Kosten der Sanierung betrugen über 200.000 €. |
Orgeldisposition Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche
Positiv (I) C g’’’ |
Hauptwerk (II) C g’’’ |
Schwellwerk (III) C g’’’ |
Brustwerk (IV) C g’’’ |
Pedal C g’ |
Principal 8’ |
Principal 16’ |
Ged. Pommer 16’ |
Holzgedackt 8’ |
Principal 16’ |
Quintadena 8’ |
Oktave 8’ |
Schwegel 8’ |
Spitzgedackt 4’ |
Subbaß 16’ |
Rohrflöte 8’ |
Spielflöte 8’ |
Viole de Gambe 8’ |
Principal 2’ |
Quinte 10 2/3’ |
Oktave 4’ |
Oktave 4’ |
Voix céleste 8’ |
Oktave 1’ |
Octave 8’ |
Blockflöte 4’ |
Nachthorn 4’ |
Koppelflöte 8’ |
Terzian 1 3/5’ 2fach |
Trichtergedackt 8’ |
Rohrpfeife 2’ |
Rohrnassat 2 2/3’ |
Holzprincipal 4’ |
Scharff 1/2’ 3-5fach |
Oktave 4’ |
Quinte 1 1/3’ |
Oktave 2’ |
Hohlquinte 2 2/3’ |
Vox humana 8’ |
Hohlflöte 4’ |
Sesquialtera 2fach |
Mixtur 1’ 4fach |
Nachthorn 2’ |
Krummhorn 8’ |
Feldpfeife 1’ |
Terzcymbel 1/4’ 3fach |
Mixtur 2’ 6-8fach |
Terz 1 3/5’ |
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Baßsesquialtera 3fach |
Mixtur 1 1/3’ 4-6fach |
Trompete 16’ |
Gemshorn 1’ |
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Mixtur 2 2/3’ 5fach |
Fagott 16’ |
Trompete 8’ |
Rauschpfeife 2fach 1 1/3’ |
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Fagott 32’ |
Oboe 8’ |
Span. Trompete 8’ |
Fourniture 5-7fach 2’ |
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Posaune 16’ |
Schalmei 4’ |
Span. Trompete 4’ |
Trompete Harm. 8’ |
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Trompete 8’ |
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Clairon 4’ |
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Span. Trompete 4’ |
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Cornettzug |
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Span. Cornett 2’ |
4 Pedalkoppeln, I/II, III/II, IV/II, IV/I, IV/III
SchW: Schweller, Sub- + Superoktavkoppeln
Brustschweller, 64facher Generalsetzer
Mechanische Schleifladen
Elektrische Registertraktur
2005 wurde die Orgel gereinigt und technisch komplett überarbeitet, wobei auch der Spieltisch im „alten Design“ neu gefertigt und 20 cm nach vorn versetzt, die Manualzuordnung (SchW jetzt III und BW jetzt IV) geändert und die Tontrakturen außer den Wellenbrettern sowie alle Lederriemen der Windladenbälge erneuert worden sind. Die Manualwindladen des Hauptwerks, Positivs und Schwellwerks erhielten neu berechnete Tonventile und Balanciers und die Schleifenzugmotore wurden gegen Magnete ausgetauscht. Dem Schwellwerk wurden Sub- und Superoktavkoppeln hinzugefügt, dessen Spitzgambe 4’ durch eine Viole de Gambe 8’ und die Unda maris von der Voix Céleste 8’ ersetzt. Trotz dieser Dispositionsänderungen (bereits 1991 mußte ein Rankett 16’ im Brustwerk der Vox humana 8’ weichen) hat die Orgel ihr beeindruckendes charakteristisches Klangbild beibehalten.
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Wir über uns
„Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis“, das sind: gut 4000 Evangelische im Gebiet rund um den Zoologischen Garten, zwischen Tiergarten und Lietzenburger Straße, zwischen Lützow- und Ernst-Reuter-Platz; eine lebendige Innenstadtgemeinde am östlichen Rand des Kirchenkreises Charlottenburg, fast zur Hälfte auf Schöneberger und Wilmersdorfer Terrain gelegen. „Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis“, das sind auch: eine große Anzahl von Menschen, die sich dieser Kirche und ihrer Gemeinde verbunden wissen und die sich für sie einsetzen, aus ihrem Gebiet und von überallher, aus Rudow und aus Reinickendorf, aus Mitte und aus Moabit.
„Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis“, das ist ein Wahrzeichen Berlins, weltweit bekannt und von Menschen aus aller Welt besucht man schätzt: eine Million Besucher pro Jahr. „Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis“, das ist ein für sich schon faszinierender, architektonisch herausragender Kirchenbau der Moderne, 1961 eingeweiht, der doch seine wirkliche Einmaligkeit erst aus dem spannungsvollen Nebeneinander mit der Turmruine gewinnt, die von der kriegszerstörten ursprünglichen Kirche dieses Namens übrig geblieben ist: lebendige, offene Kirche und Mahnmal zugleich.
„Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis“, das ist wie kaum eine andere die Kirche der Berlinerinnen und Berliner. „Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis“, das ist: Kirche mittendrin mittendrin im alltäglichen Trubel der City West, mittendrin bei besonderen Ereignissen in der Stadt und eben mitten darin ein Ort der Stille, des Innehaltens und Zur-Ruhe-Kommens, des Hörens, des Gebets, ganz persönlich am Kerzenbaum oder auch in der versammelten Gottesdienstgemeinde, bei Liturgie und Predigt.
„Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis“, das sind die Kantate-Gottesdienste des Bachchores und auch sonst an jedem Wochenende mindestens eine hochklassige Kirchenmusik. „Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis“, das ist auch das „Foyer an der Gedächtniskirche“, „die andere Seite der Kirche“ mit Angeboten von Beratung und Seelsorge, von Gemeinschaft und Hilfe zur Bewältigung des Alltags, durch Mitarbeiter der Berliner Stadtmission.
Eine solche Kirche in der Obhut einer ganz normalen örtlichen Kirchengemeinde: das ist eine besondere Verantwortung, die hier seit jeher mit viel Engagement wahrgenommen wird und mit großem ehrenamtlichem Einsatz: in der Gemeindeleitung, bei der praktischen Durchführung der Gottesdienste und der kirchenmusikalischen Veranstaltungen, beim Verkauf im Alten Turm.
Finanziell geht es oft an Grenzen: Welche Beträge sind allein schon nötig, um die Kirche täglich von früh bis spät geöffnet zu halten! Energiekosten für die Heizung im Winter und mehr noch für die Kühlung des gläsernen Baus im Sommer; Stromkosten für die Strahler, die die Fenster so geheimnisvoll zum Leuchten bringen; Personalkosten, um alles in Ordnung zu halten und um in den zahlreichen Gottesdiensten und Andachten immer die Orgel erklingen zu lassen; Aufwendungen für das reichhaltige kirchenmusikalische Angebot und für die nötige Öffentlichkeitsarbeit. Die Landeskirche gibt einen Anteil dazu, doch längst nicht in dem Maße, wie hier gesamtkirchliche Aufgaben wahrgenommen werden. Im wesentlichen muss die Gemeinde aus Eigenem wirtschaften, aus ihren ganz normal nach der Mitgliederzahl bemessenen und also bei weitem nicht ausreichenden Kirchensteueranteilen, aus dem, was die Besucher in die Klingelbeutel und Opferstöcke einlegen, aus dem, was Fremdkonzerte und was die Marktstände um die Kirche herum an Mieteinnahmen erbringen. Erforderliche Instandsetzungsarbeiten am Beton des Kirchturms und des Kirchengebäudes wären gar nicht mehr möglich gewesen, wenn es da nicht großzügige private Unterstützung gegeben hätte und die Möglichkeit, einen Teil der Kosten über Werbeplakate an den Baugerüsten einzuspielen.
„Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis“ die Gemeinde und ihre Kirche sind offen für jeden, der kommt und der hier etwas sucht. Wir freuen uns über Ihr Interesse und sind gern für Sie da. Und damit wir das künftig immer noch können, bitten wir um Unterstützung durch Mitdenken und Mittun, durch Gebete und empfehlendes Weitersagen und natürlich auch, wenn Sie können und mögen, auf finanziellem Wege.
Kreise und Gruppen
Altivitäten in der Gedächtnisskirche Berlin erfahren Sie unter www.gedaechtniskirche-berlin.de.
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