Geschichte
Die von Wilhelm Sauer gebaute Berliner Domorgel, wurde am 27. Februar 1905 eingeweiht, zusammen mit dem nach Plänen von Julius Carl Raschdorff errichteten neuen Dom. Zu dieser Zeit zählte Sauer bereits zu den berühmtesten Orgelbauern seiner Zeit. Sie ist das größte Instrument aus seiner Werkstatt in Frankfurt/Oder. Mit ihren 113 Registern und über 7.000 Pfeifen war die Berliner Domorgel für einige Jahre die größte Orgel Deutschlands. Sie stellt den Höhepunkt in Sauers Schaffen dar und beendet auch die lange Entwicklung der romantischen “Orchesterorgel“, deren klangliche Eigenart der Fülle und dynamischen Beweglichkeit des damaligen Sinfonieorchesters entsprechen sollte. Dieser Orgeltyp bringt einen vollen, dunkel getönten Klang hervor.
Den Prospekt der großen Orgel entwarf Otto Raschdorff, der Sohn des Domerbauers Julius Carl Raschdorff. Die Kunsttischlerarbeiten führte Andreas Bünger aus, die Schnitzarbeiten stammen von A. Böttcher. Der beeindruckende Prospekt weist Einflüsse der niederländischen und norddeutschen Renaissance und des Frühbarock auf.
Bei einem Bombenangriff im Mai 1944 stürzten Teile der brennenden Kuppel bis in die Gruft. Der Dom war nicht mehr zu benutzen, die Orgel blieb zunächst erhalten. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde die Orgel durch Vandalismus und Diebstahl schwer beschädigt. Bis zur Errichtung der Notkuppel im Jahre 1953 war die Orgel schutzlos allen Witterungen preisgegeben. Erst als gut zwanzig Jahre später der Wiederaufbau des Domes konkretere Gestalt annahm, wurde auch beschlossen, das Instrument in seiner alten Form wieder herzustellen.
Am 6. Juni 1993 konnte mit dem im wesentlichen wiederhergestellten Dom auch die durch die Orgelbaufirma Sauer in Frankfurt/Oder restaurierte große Sauer-Orgel wieder eingeweiht werden. |
Die Restaurierung (Ein Bericht der Firma W. Sauer Orgelbau)
Die Restaurierung de Dom-Orgel war von dem Gedanken beseelt, das größte Werk von Wilhelm Sauer originalgetreu zu erhalten. Verbesserungen in der Winderzeugung ergaben sich aus dem Umstand, daß der Platz des alten Ventilators für einen Aufzug benötigt wurde und ein neuer Ventilator in die Orgel gestellt werden musste. Der Ventilator ist mit größerer Stärke und größerem Volumen ausgestattet, so daß nun auch in vollem Spiel Windstabilität besteht.
Die Restaurierung dieser Orgel, die den Höhepunkt in der Orgelromantik darstellt, muß auch im zeitgeschichtlichen Zusammenhang gesehen werden. Zum einen ist das Instrument heute das größte Werk mit pneumatischer Traktur, zum anderen besitzt die klangliche Gestaltung der Orgel alle Merkmale romantischen Orgelbaus. Zur gleichen Zeit bahnte sich in Strasbourg durch Albert Schweizer und Emile Rupp eine neue Entwicklung im Orgelbau an: die elsässische Orgelreform. Aus dem durch die Restaurierung möglich gewordenen Vergleich zwischen Orgelromantik und Orgelreform sind nun Voraussetzungen für neue wissenschaftliche Untersuchungen geschaffen.
Der Dank gilt den Mitarbeitern der Firma Sauer. Sie haben durch ihren Eifer und ihren Einsatz die Restaurierung zum Gelingen gebracht.
Besonders zu erwähnen sind Orgelbaumeister Peter Dohne, der den technischen Teil überwachte und Orgelbaumeister Peter Fräßdorf als Verantwortlicher für die Intonation. Die Orgelbauer Trosch und Klomfaß haben in monatelangem Einsatz im Dom gearbeitet. |
Geschichte
1465 begann die Geschichte des - auf der Spreeinsel gelegenen Doms, dessen eigentlicher Name “Oberpfarr- und Domkirche zu Berlin“ ist. Damals erhob Pabst Paul II. die mit einer Pfarrstelle ausgestattete St. Erasmus Kapelle im neu erbauten kurfürstlichen Schloss zu Cölln an der Spree zum Kollegialstift.
Aus der damals üblichen Bezeichnung solcher Stiftskirchen als “Domkirche“ rührt der heutige Name her.
Ansicht von Berlin und Cölln 1652
1536 verlegte Kurfürst Joachim II. das Domstift in die ehemalige Dominikanerkirche südlich des Schlosses. Die Mönche wurden nach Brandenburg/Havel umgesiedelt.
1539 führte der Kurfürst mit Luthers Unterstützung die Reformation ein und der Dom wurde zu einer lutherischen Kirche.
1608 wurde das Domkapitel aufgelöst und der Dom zur obersten Pfarrkirche in Cölln an der Spree erklärt.
1613 trat Kurfürst Johann Sigismund mit seinem Sohn und einem Teil des Hofstaates zum Calvinismus über, so wurde der Dom reformierte Hof- und Pfarrkirche.
1747-1750 ließ Friedrich der Große nördlich des Stadtschlosses (am heutigen Standort) von Johann Boumann d. A. einen barocken Neubau errichten. Nachdem die Särge aus der Gruft des alten bau fälligen Dorns umgesetzt waren, wurde dieser ab gerissen.
Der erste Dombau am Lustgarten um 1750
1817 initiierte und verkündete König Friedrich Wilhelm III. anlässlich der 300. Wiederkehr des Reformationstages die Kirchenunion zwischen Lutheranern und Reformierten in Preul3en. Gleich zeitig ließ er den Dom durch Karl Friedrich Schinkel innen und außen erneuern.
1822 ist der klassizistische Umbau abgeschlossen.
Schon im 19. Jahrhundert sind verschiedene Projekte eines Domneubaus im Lustgarten entworfen und begonnen worden. Realisiert wurde erst unter Kaiser Wilhelm II. der Plan des Dombaumeisters Julius Carl Raschdorff (1823-1914). Nach Sprengung des alten Doms entsteht an seiner Stelle von 1894 bis 1905 ein repräsentativer, wenngleich nicht unumstrittener Zentralbau im Stil einer barock beeinflussten italienischen Hochrenaissance.
Dem Überdimensionalen dieses protestantischen Kirchenbaus (6.270 qm bebaute Fläche) lagen zwei Gedankengänge zugrunde. Zum einen der Dank der Hohenzollern für die erwiesene göttliche Gnade bei den politischen Erfolgen der letzten Jahrzehnte, besonders bei den Ereignissen der Jahre 1870/71, zum anderen die Idee, einen Zentralbau des Protestantismus über Konfessionsgrenzen (Kirchenunion von 1817) hinweg zu errichten. Flankiert von vier Ecktürmen erhob sich die Domkuppel mit Laterne, Wetterfahne und Kreuz 114 m über dem Straßenniveau. In der Länge (114 m) ist der Bau von Süden nach Norden dreigeteilt: Tauf- und Traukirche (ca. 140 Sitzplätze), kuppelbekrönte Predigtkirche (ca. 2100 Sitzplätze) und Denkmalskirche. Dreigliedrig ist auch die Höhendominante: Gruftgeschoß, Kirchraum und Turm- bzw. Kuppelgeschoß. Außen wie im Innern ist der Dom mit einem umfangreichen neutestamentlichen und kirchenreformatorischen Bildprogramm geschmückt.
Während des 2. Weltkrieges wurde der Dom stark beschädigt. Eine Flüssigkeitsbrandbombe traf den Fuß der Kuppellaterne und verwandelte die Predigtkirche mit der darunter befindlichen Hohenzollerngruft in eine Ruine. Erst 1951 kann die verbliebene Bausubstanz durch eine Notbedachung der Domkuppel gesichert werden. Gottesdienste und Kirchenmusiken fanden in dieser Zeit im Gruftbereich unterhalb der Denkmalskirche statt.
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Luftbildaufnahme des Lustgartens |
Der Dom von Nordwesten nach seiner Zerstörung |
Mit finanzieller Unterstützung der Evangelischen Kirche Deutschlands und der Regierung der Bundesrepublik begann 1975 der Wiederaufbau des noch kriegszerstörten Doms. Die Denkmalskirche an der Nord- und die Kaiserliche Unterfahrt an der Südseite des Doms wurden abgerissen. Seit 1980 wird die restaurierte Tauf- und Traukirche wieder für Gottesdienste und Veranstaltungen von der Domgemeinde genutzt.1992 erhielt dieser Kirchenraum eine neugestaltete Außentür nach dem Entwurf von Siegfried Krepp "Der verlorene Sohn".
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Der Dom von Osten 1990 |
Die Wiederaufbauprojekte |
Die Bauarbeiten an der Außenhaut des Doms wurden - mit gravierenden Veränderungen im Kuppelbereich - im wesentlichen 1983 abgeschlossen. 1984 begannen die Arbeiten am Innenausbau. 1989 ist das Kaiserliche Treppenhaus originalgetreu restauriert.
Am 6. Juni 1993 wird die Predigtkirche in einem feierlichen Gottesdienst wiedereröffnet. In den letzten Jahren wurden die von Anton von Werner entworfenen Glasmalereien im Altarraum sowie die Mehrzahl der Mosaikgemälde im Kuppelraum der Predigtkirche rekonstruiert.
Am 29. Juni 2002 wurde das achte und letzte Kuppelmosaik feierlich enthüllt. Damit sind die Restaurierungsarbeiten in der Kuppel des Berliner Domes abgeschlossen und es können neue Aufgaben, wie z. B. die Überholung der Orgel in Angriff genommen werden. Seit dem 20. November 1999 ist die wiederhergestellte Hohenzollerngruft der Öffentlichkeit zugänglich. |
Kunstwerke im Dom
Blick auf den Altarraum |
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1983 |
heute |
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Der Altarraum ist durch eine siebenstufige Treppenanlage erhöht. Die Einrichtung stammt im wesentlichen aus den Vorgängerbauten: das Lesepult, wahrscheinlich von Andreas Schlüter, der Altartisch von Friedrich August Stüler. Die in der lutherischen und reformierten Kirche durch abweichendes Abendmahlverständnis entstandenen unterschiedlichen Formen des Altartisches (lutherisch = Kasten- oder Sargform, reformiert = Tischform) sind hier zu einem Altar zusammengefasst.
Ebenfalls aus den Vorgängerbauten: ein Taufstein von Christian Daniel Rauch, die Kandelaber und die Apostelschranke von Karl Friedrich Schinkel, das Mosaikbildnis des Apostels Petrus nach einem Gemälde von Guido Reni. Dieses Petrusmosaik war ein Geschenk Papst Leos XII. an König Friedrich Wilhelm III. Es ging in den Nachkriegsjahren verloren und wurde durch den Vorsitzenden der katholischen Bischofskonferenz, dem heutigen Kardinal Lehmann, 1996 dem Dom übereignet. Das Mosaik konnte nach vorhandenen Vorlagen in den Vatikanischen Werkstätten neu gefertigt werden.
Die Altarfenster
Der Berliner Dom war eine der ersten Kirchen, die von den Ende August 1940 einsetzenden britischen Luftangriffen auf die deutsche Hauptstadt in Mitleidenschaft gezogen wurden. In der Nacht vom 20. zum 21. Dezember 1940 wurden u.a. die Glasfenster im Chor der Predigtkirche des Domes, die Altarfenster, erheblich beschädigt.
Die Gemälde der drei Hauptfenster stellen Geburt, Kreuzigung und Auferstehung Christi dar; und in den darüber befindlichen Ovalfenstern sind Bilder von Engeln mit Palmenzweig, mit Kelch und mit Siegesbanner zu sehen - deutbar als bildkünstlerische Darstellungen der drei christlichen Begriffe Glaube, Liebe, Hoffnung.
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Geburt Christi
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Kreuzigung
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Auferstehung |
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Engel mit Kelch
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Engel mit Siegesbanner
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Die Originalfenster waren nach Entwürfen von Professor Anton v. Werner durch die Fa. Sanders in Barmen in der Luce-floreo-Ätztechnik hergestellt worden. Die Rekonstruktion erfolgte von 1987-1997 durch die Glasmalerei Peters in Paderborn in einer Art Siebdrucktechnik, die der Qualität der Originalfenster sehr nahe kommt.
EIn Tipp: Nie sind die Fenster so schön, wie bei bedecktem Himmel oder in der Dämmerung. Nur dann entwickeln sie die volle Leuchtkraft ihrer Farben. Bei Sonnenlicht, das durch das Südfenster auf die Fenster fällt, wirken die Farben flacher. In der Dunkelheit sind sie dann vollends verschwunden, denn die Fenster werden nicht beleuchtet. Sie leben nur durch das Tageslicht, das durch sie hindurch scheint.
Die Kanzel und Orgel in der Predigtkirche sind Schnitzwerke in Eichenholz nach Entwürfen von Otto Raschdorff (1854-1915), dem Sohn und Mitarbeiter des Dombaumeisters. Die hochromantische Orgel zählt zu den größten ihrer Art in Deutschland. Das Orgelwerk mit 7269 Pfeifen, 113 Registern, 4 Manualen wurde von Wilhelm Sauer 1904 in Frankfurt/0der gebaut und von derselben Firma in den letzten zehn Jahren originalgetreu restauriert und unterhalten.
Die Sarkophage und Grabdenkmäler
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Grundriß des Domes
mit Denkmalskirche
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Der Dom mit Denkmalskirche
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In der Predigtkirche befinden sich die sechs Grabmäler und Prunksarkophage der Hohenzollern aus der ehemaligen Denkmalskirche: Bronzegrabmal für Kurfürst Johann Cicero aus der Peter-Vischer-Werkstatt, die Sarkophage für den Großen Kurfürsten und Kurfürstin Dorothea von Johann Arnold Nehring, die Sarkophage für König Friedrich I. und Königin Sophie Charlotte von Andreas Schlüter, das Marmorgrabmal für Kaiser Friedrich III. von Reinhold Begas.
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Sarkophag Friedrichs I.
und Sophie Charlotte
in der Denkmalskirche |
Die Denkmäler in der Denkmalskirche |
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Die Prunksarkophage und Grabdenkmäler in der Predigtkirche befanden sich ursprünglich in der 1975 gesprengten Denkmalskirche der Hohenzollern. In den Raumnischen waren separat die Grabdenkmäler für Kurfürst Johann Cicero und Kaiser Friedrich III. und paarweise die Prunksarkophage für den Großen Kurfürsten und Kurfürstin Dorothea aufgestellt, alle vier befinden sich jetzt unter der Orgelempore. Gemeinsam in einer Nische standen auch die Prunksarkophage des ersten preußischen Königspaares, Friedrich I. und Sophie Charlotte, jetzt unter der SüdemporeAußer den Grabmälern der Hohenzollern waren noch weitere Kunstwerke in de Denkmalskirche zu besichtigen. Das Marmordenkmal für den Fürsten Bismarck wurde von Reinhold Begas geschaffen. Von dem Denkmal konnte nur der Kopf gerettet werden.
Die Hauptkuppel der Predigtkirche erhielt Darstellungen der 8 Seligpreisungen aus der Bergpredigt (Mt. 5, 1-12).
Die je 39 m² großen, aus ca. 500.000 einzelnen farbigen Glassteinchen bestehenden Mosaiken wirkten aufgrund der Entfernung und der feinen Nuancierung des verwendeten Materials wie Gemälde. Ausgeführt wurden sie von der Berliner Mosaikfirma Puhl & Wagner und der italienischen Firma Johann Odorico. |