Informationen zur Orgel
Der Orgelbauer Philipp Furtwängler aus Else bei Hannover erbaute im Jahre 1853 eine neue Orgel für die alte Kirche zu Apensen. Sie hatte 18 Stimmen in zwei Manualen und Pedal. Der Tonumfang beider Manuale reichte von C bis f"'. Das Pedal reichte von C bis c'. Ob es davor bereits eine Orgel in dieser Kirche gab, ist nicht bekannt. Die neue Orgel baute Furtwängler auf die Westempore der Kirche. Dafür wurde die Decke über der Westempore durchbrochen und höher gelegt.
1909/10 baute die Kirchengemeinde Apensen eine neue Kirche, die von dem bedeutenden Hannoveraner Architekten Eduard Wendebourg geplant wurde. Deshalb baute die Firma Furtwängler & Hammer aus Hannover die Orgel ab und stellte sie später in der neuen Kirche wieder auf. Bei der Umsetzung der Orgel wurden verschiedene Änderungen an dem Instrument vorgenommen. Es wurden mehrere Register verändert und der Winddruck erhöht. Außerdem wurde die Orgel mit barockem Zierrat wie Engelskopf und Putten, einer Lyra sowie Türmchen und Ornamenten versehen, die dem gesamten Gehäuse einen festlichen Eindruck geben sollten. Die Orgel von Philipp Furtwängler wurde jedoch nicht mehr, wie das in der alten Kirche der Fall war, frei in den Raum sondern in den Turmraum gestellt. Diese nur zum Kirchenraum offene Aufstellung bewirkte die Begrenzung einer freien Ausstrahlung des vollen aber auch feinen Klanges durch die umgebenden Mauern.
Auch in den folgenden Jahren blieb die Orgel von weiteren, ihren Charakter stark verändernden Umbauten nicht verschont. 1917 mussten ein großer Teil der furtwänglerschen zinnernen Prospektpfeifen an die Heeresverwaltung abgeliefert werden. Drei Jahre später wurden sie durch minderwertige Zinkpfeifen ersetzt. In den dreißiger Jahren bekam die Orgel ein Windgebläse.
1953 baute die Firma Kemper aus Lübeck die Orgel um und „barockisierte“ das Instrument. Dabei wurden auch Marcussen Pfeifen der Quinte 2 2/3’ eingebaut, die vermutlich aus dem Archiv der Firma stammten. 1970 führte die Firma Kemper eine Reinigung und Instandsetzung der Orgel durch. Abermals erhöhte man den Winddruck und baute zwei Pedal-Register (Subbaß 16’ und Oktavbaß 8’) nicht wieder ein. 12 Jahre später wurden diese Register im Rahmen einer Reparatur durch die Orgelbauwerkstatt Führer (Wilhelmshaven) wieder eingesetzt.
Auch die Farbfassung der Orgel wurde im Laufe der Jahre mehrfach erheblich geändert.
Das Ziel der 2012 begonnenen Initiative zur Orgelrestaurierung war es, den entstellenden Zustand zu beseitigen und die Orgel in aller Konsequenz in ihren ursprünglichen Zustand zurückzuversetzen. Dazu wurden alte furtwänglersche Unterlagen zu Rate gezogen, sowie für die zwischenzeitlich verloren gegangenen Elemente der Orgel die Furtwängler-Orgeln in Altencelle (1857), Geversdorf (1842) und Twielenfleth (1861) - vergleichbare Instrumente Furtwänglers - als Vorbilder für die Rekonstruktion genutzt.
Im September 2013 beschloss der Kirchenvorstand, den Restaurierungsauftrag an die renommierte Orgelbauwerkstatt Rowan West (Altenahr) zu vergeben. Das Instrument wurde im Mai 2014 abgebaut und in die Werkstatt verbracht.
Zwischenzeitlich wurden die Voraussetzungen für den geänderten Wiedereinbau geschaffen und ab November 2014 wurde die Orgel wieder eingebaut. Das Instrument wurde nicht wieder in den Turmraum versetzt, sondern vor dem Bogen zum Turmraum platziert. Die Arbeiten wurden Anfang 2015 beendet. Die Restaurierung der Farbgebung der Orgel wurde durch den Restaurator Dietrich Wellmer (Groß Thondorf bei Uelzen) ausgeführt.
Dank großzügiger Unterstützung durch die Landeskirche, verschiedener Stiftungen und einem sehr hohem Spendenaufkommen aus der örtlichen Kirchengemeinde, konnte die Orgel bereits am 8. Februar 2015 mit einem Festgottesdienst und Orgelkonzert wieder eingeweiht werden.
Überaus überzeugend stellt sich heute das Klangbild der Orgel dar. Neben der hervorragenden Restaurierung des historischen Pfeifenwerks konnten die neuen Register in einer Art gefertigt werden, dass sie den historischen klanglich ebenbürtig aber in ihrer Stabilität dem alten überlegen sind.
Im Abnahmebericht heißt es: „An dieser Orgel wird deutlich, wie Furtwängler sich klanglich in der musikalischen Entwicklung von der Barockzeit zur Romantik befindet. Die Orgel bietet sowohl ideale Klänge für die Darstellung hochbarocker, klassischer als auch romantischer Orgelliteratur. Die Verschmelzung der Register untereinander ist optimal, so dass man ein großes Spektrum an immer neuen Klangfarben findet. Es wird nun beim Erleben des Klanges im Kirchenraum deutlich, wie wichtig das Vorrücken der Orgel war, nun kann sie den Klang in allen Farben und Nuancen im Raum entfalten.“
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Disposition
Philipp Furtwängler, 1853
2014 wieder hergestellte Ursprungsdisposition
I. Manual Hauptwerk C,D - f''' |
II. Manual C,D - f''' |
Pedal C - c' |
Bordun 16’ |
Geigen Principal 8’ |
Subbaß 16' |
Principal 8’ |
Lieblich Gedact 8’ |
Octavbaß 8’ |
Rohrflöte 8’ |
Salicional 8’ |
Octav 4’ |
Spitzflöte 8’ |
Gemshorn 4’ |
Posaunenbaß 16’ |
Octav 4’ |
Flageolet 2’ |
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Gedactflöte 4’ |
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Quinte 2 2/3’ |
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Octav 2’ |
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Mixtur 3-4fach |
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Manualkoppel, Pedalkoppel I
3 Keilbälge
Winddruck: 30Grad (68mm WS)
Tonhöhe von a' = 440 Hz bei 18°C
Stimmung: gleichschwebend
Die Orgel besitzt 53 Tasten pro Manual, das Pedal hat 25 Tasten.
Manual: 13 Register mit 689 Pfeifen - Mixtur: 201 Pfeifen (3x53 + 1x42)
Pedal: 100 Pfeifen (25 Zungenpfeifen)
Insgesamt: 990 Pfeifen
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