|
|
- Startseite - Orgeln - Italien - Bozen - Pfarrkirche "Maria in der Au"
|
Die Orgel der Pfarrkirche "Maria in der Au" in Bozen (Italien)
Informationen
Disposition
|
Informationen
Paris, 21. September 1841. Als an diesem Tag das erste große Instrument des damals knapp 30-jährigen genialen französichen Orgelbauers Aristide Cavaille-Coll (1811 1899) eingeweiht wurde, bezeichnete dies einen Wendepunkt in der Orgelbaugeschichte, der bis heute beispiellos blieb. Erstmalig wurde ein Instrument geschaffen, dessen Vielfalt an romantischen Grundregistern über den klassischen barocken Orgelkern hinaus es erlaubte, symphonisch zu musizieren und sogar den Plenumklang eines großen Orchesters zu imitieren. Viele der uns heute geläufigen romantisierenden Register, wie enge Streichregister, Schwebungen oder überblasende (aktivierende) Flöten- und Zungenregister, sind Erfindungen Cavaille-Colls und waren bis dahin unbekannt. Die Epoche der großen symphonischen Orgelmusik hat begonnen!
Angeführt vom grandiosen Schaffen des großen Komponisten Cesar Franck,welcher als Vater der symphonischen Orgelmusik gilt, entwickelte sich eine Orgelmusiktradition, die sich über Widor, Vierne, Dupre oder Duruflé bis in unsere Zeit hinein fortgesetzt hat. Das Schaffen Francks war nachweislich vom Klang der Cavaille-Coll Orgel, an seiner Kirchenmusikerstelle in St. Clothilde in Paris, geprägt.
Wenden wir nun aber unseren Blick auf die neue Orgel der Pfarrkirche Maria in der Au.
Beim Durchlesen der Disposition (Registerbestand) fällt auf, dass alle Registerzüge französische Bezeichnungen tragen. Das hat auch seinen guten Grund: denn vom klanglichen Aufbau her ist das Instrument an früheste Cavaille-Coll Orgeln angelehnt.
Das Hauptwerk (französisch: Grand (Orgue), spielbar auf dem ersten Manual, ist ganz klassisch aufgebaut. Es enthält, basierend auf der fülligen 16'-Bourdonstimme, einen geschlossenen Prinzipalchor, der über, 8'-4'-2' bis hin zur in Fourniture I I/3 und Cymbale I/2' aufgeteilten Mixtur, alle wichtigen Prinzipalstimmen verfügt, um dem Organisten barocke Plenoregistrierungen zu ermöglichen. Symphonische Nerkmale sind hier lediglich die große, offene und überblasende Flute harmonique 8' und die häufig repetierende Fourniture I/3' (bis zur 8' lage). Das Hauptwerk sitzt im Gehäuse direkt hinter den Prospektpfeifen.
Das Schwellwerk (französisch: Recit expressif) befindet sich in einem großen starkrandigen Schwellkasten, direkt hinter dem Hauptwerk und ist vom zweiten Manual aus spielbar. Die großen Schwelltüren öffnen sich nach vorne und nach oben, um so eine größtmögliche Dynamik zu erreichen, ohne Register hinzu- oder abstoßen zu müssen.
Hier finden sich typische Klangfarben der französichen Symphonik, wie z.B. das Ensemble der überblasenden Flöten 4' und 2' oder die stark streichenden Register Viole de Gambe 8' sowie Voix celeste 8' (Schwebung).
Besonders hervorzuheben ist die Batterie der drei 8'-Zungenstimmen, die natürlich allesamt in französicher Bauart gefertigt sind. Diese bestehen aus der lyrisch-kräftigen Trompete harmonique 8' (überblasend) und den beiden Solozungen Hautbois 8' und Voix humaine 8'. Durch den Einbau einer vollmechanischen Unteroktavkoppel (Octaves graves), wirkend auf das Schwellwerk, besteht die Möglichkeit, das ganze Werk auf 16'-Basis zu oktavieren, was den Klang der Orgel monumental werden lässt. Die großeAnzahl von Grundregistern erlaubt, besonders ausgeprägt, die Darstellung von romantischer Orgelmusik des 19. und 20. Jahrhunderts.
Aus diesem Grund sind die Manualwerke auch bis a"' ausgebaut (nicht wie üblich nur bis g"'), da gerade diese Kompositionen den erweiterten Umfang nötig machen.
Das Pedalwerk stellt die Bassregister in süddeutsch-französischer traditioneller Art zur Verfügung. Typisch hierfür sind die beiden extrem weit mensurierten, offenen Metallflöten 8' und 4' und die Bombarde 6' mit Bechern aus Fichtenholz.
Das Pedalwerk findet sich links und rechts im Unterbau der Orgel. Die Orgel von der Pfarrkirche Maria in der Au ist die erste Orgel Südtirols mit französisch-symphonischem Konzept.
|
Disposition
erbaut 2001 von der Münchner Orgelbau Johannes Führer GmbH
I. Manual C - a'''
Grand Orgue |
II. Manual C - a'''
Récit expressif |
Pédale C - f' |
1 Bourdon 16' |
12 Bourdon 8' |
23 Soubasse 16' |
2 Montre 8' |
13 Viole de Gambe 8' |
24 Flûte ouverte 8' |
3 FIûte harmonique 8' |
14 Voix céleste ab c° 8' |
25 Flûte ouverte 4' |
4 FIûte à cheminée 8' |
15 Flute octaviante 4' |
26 Bombarde 16' |
5 Prestant 4' |
16 Nasard 2 2/3' |
27 Trompete 8' |
6 FIûte douce 4' |
17 Octavin 2' |
|
7 Quinte 2 2/3' |
18 Tierce 1 3/5' |
|
8 Doublette 2' |
19 Plein-jeu IV rangs 2' |
|
9 Fourniture III rangs 1 1/3'
|
20 Trompette harm. 8' |
|
10 Fourniture II rangs 1/2' |
21 Hautbois 8' |
|
11 Trompette 8' |
22 Voix humaine 8' |
|
|
Tremblant |
|
|
Oktaves graves |
|
1 Bourdon 16'Spieltraktur: mechanisch
Registertraktur: Doppeltraktur (mechanisch/elektrisch)
Register: 27, davon 21 Labialregister und 6 Zungenregister
Setzeranlage: Einplatinensetzer auf 3 Ebenen mit 2.048 Kombinationen
Koppeln: II/I - II/I graves - II/graves I/Pedal - II/Pedal
Windladen: Tonkanzellen - Schleifladen
Orgelgehäuse: Eiche geölt und gewachst
Stimmung: gleichschwebend temperiert - 440Hz/15'C
Gewicht: ca. 5,5 Tonnen
|
Bitte unterstützen Sie unser "Portal der Königin" mit einem Einkauf in unserem Online-Shop.
Vielen Dank. |
Mit freundlicher Genehmigung der Münchner Orgelbau Johannes Führer GmbH
OI-B-156 |
weiterführende Links:
Webseite Münchner Orgelbau
Webseite Pfarrei Maria in der Au
|
|
|