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Die Orgel in St. Jacobi d.Ä. Cuxhaven (Lüdingworth)

Informationen zur Orgel
Disposition

Informationen zur Orgel

In Lüdingworth verwendete Arp Schnitger das Pfeifenwerk der Vorgängerorgel von 1599. Es handelte sich dabei um eine recht große Renaissance-Orgel mit 20 Stimmen auf zwei Manualen und Pedal von Antonius Wilde. Schnitger war ein Meister der Integration älterer Instrumente in sein Konzept und hat dadurch nicht nur das Pfeifenwerk, sondern auch die älteren Orgelgehäuse in vielen Fällen erhalten. Ein wichtiges Beispiel ist der Prospekt in der Bremer Martinikirche, der zu den schönsten Beispielen des Renaissance-Orgelbaus in Norddeutschland gehört.

Der Kontrakt für den Bau einer großen dreimanualigen Orgel mit Pedaltürmen in Lüdingworth erhielt Schnitger zu Beginn seiner Karriere, als er den Auftrag zum Bau seines größten Instruments (mit 67 Registern auf vier Manualen) in der Hamburger Nicolaikirche erhielt. Diese Situation zwang ihn, ein Filialsystem aufzubauen, das er bis zum Ende seiner Tätigkeit beibehielt. Auf diese Weise konnte er mehr als 170 Orgelprojekte in einem großen geographischen Gebiet ausführen, das von Moskau bis nach Süd-Portugal reichte. In Lüdingworth wurde der Orgelbau hauptsächlich von Schnitgers Meistergesellen Andreas Weber ausgeführt, der sicher auch einen Einfluss auf Details der äußeren Gestaltung nahm. So zeigt der Prospekt des Rückpositivs eine Pfeifenaufstellung, die nicht bei anderen Schnitger-Orgeln zu finden ist.

Klanglich dominieren die Register aus der Renaissance-Orgel von Antonius Wilde und geben dem reich disponierten Werk eine Vielfalt von Consortklängen, die sehr günstig ist für die Darstellung des Repertoires aus dem gesamten 17. Jahrhundert. Dazu trägt auch die terzenreine mitteltönige Stimmung bei, die jetzt wieder zu hören ist. Besonders erwähnenswert sind die alten Zungenstimmen, die aus der Renaissance-Orgel übernommen wurden: Die Trompeten im Hauptwerk und Pedal sowie das charakteristische Messingregal im Brustpositiv.

Der “Bauerndom” in Lüdingworth gehört zu den eindrucksvollsten Dorfkirchen in Norddeutschland mit einer Ausstattung aus dem Mittelalter (Altäre), der
Renaissance (Kanzel und Empore) und der Barockzeit (Kirchenstühle und Orgel. Das Land Hadeln, die Elbmarsch östlich der Stadt Cuxhaven, konnte sich über Jahrhunderte eine vom Landesherren weitgehend unabhängige Selbstverwaltung erhalten, die einen Abfluss der erwirtschafteten Finanzmittel verhinderte. So wurden die Kirchen ungewöhnlich reich ausgestattet und es konnte ein vorbildliches Schulwesen eingerichtet werden. Lüdingworth verfügte im 17. Jahrhundert über fast städtische Verhältnisse in der Ausstattung mit 3 Pfarrstellen, einem Kantor und einem Organisten. Die Kirchengemeinde Lüdingworth war in der Lage, eine Musikpflege zu finanzieren, die den Bau einer aufwendigen Orgel rechtfertigte. Der Fund der “Lüdingworther Tabulatur” aus dem 16. Jahrhundert (Faksimile und Übertragung von Konrad Küster in: Documenta Musicologica, 2. Reihe, XXXVIII,
Kassel 2007) hat das älteste Dokument norddeutscher Orgelmusik zu Tage gefördert.

Zeitlicher Rückblick
1682-83- (o) Arp Schnitger – Neubau unter Verwendung des alten Werks von 1598 (*) Antonius Wilde
1981-82 - (r) Jürgen Ahrend - Restaurierung

Disposition

I. Rückpositiv CDEFGA-c''' II. Hauptwerk CDEFGA-c''' III. Brustpositiv CDEFGA-c''' Pedal CD-c'd'
Principal (Prospekt) 4' r/o Principal (Prospekt) 8' * Gedacktes 4' * Principal (Prospekt) 8' o
Gedackt 8' * Quintadene 16' */o Quintfloit (ab c') 3' * Untersatz 16' *
Spitzfloit 4' o Rohrfloit 8' * Octave 2' */o Octava 4' *
Octava 2' o Octave 4' * Scharff III o Nachthorn 2' r
Waldfloit 2' o Hohlfloit 4' * Regal (Messing) 8' * Rauschpfeife II *
Siflit 1 1/3' o Nahsat 3' *   Mixtur V r
Sexquialtera II o Octave 2' *   Posaune 16' o
Terzian II o Rauschpfeife II */o   Trommett 8' *
Scharff IV-VI o Mixtur V */o   Cornet 2' r
Dulcian 16' o/r Zimbel III r    
  Trommette 8' *    

Gehäuse: o
Windladen: Ow, Rp, Pd o
Bp */o
Klaviaturen: Manuale o
Pd r
Schiebekoppel Bp/Ow o
Tremulant r
4 Keilbälge r
Cimbelstern
Vogelgesang

Winddruck: 70 mm/WS
Tonhöhe: ca. 1/2 Ton über normal
Stimmung: mitteltönig (¼ Komma)

Text: Mit freundlicher Unterstützung der Musikfest Bremen GmbH / Arp-Schnitger-Festival
Foto: vermutlich © Jörgens.Mi/Wikipedia, Lizenz: CC-BY-SA 3.0, Quelle: Wikimedia Commons
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