GdO – Die Wahl des Hauptausschusses
Die GdO – Gesellschaft der Orgelfreunde e.V. - ist eine internationale Vereinigung, die sich mit verschiedenen Bereichen der Orgelkultur beschäftigt, verschiedenste Veröffentlichungen bietet und in seiner Arbeitsweise tolerant gegenüber verschiedenen orgelbaulichen Richtungen ist. Informationen bietet die Webseite des Vereins unter www.gdo.de
Anders als in den vergangenen Jahren wird in diesem Jahr der GdO Hauptausschuss, der das Präsidium in seiner Arbeit unterstützt, erstmals per Briefwahl ermittelt.
Wie auch die gesamte Orgelwelt steht die GdO vor großen Herausforderungen. Die Kirchen verlieren an Akzeptanz, damit verbunden steht auch der Beruf des Kirchenmusikers/Organisten vor neuen Aufgaben und Problemen. Betroffen ist ebenfalls die Orgelbaubranche, die an einem “erkrankten” Hauptauftraggeber leidet. Ein folgenreiches Leid, dem nur mit viel Engagement, Toleranz und einer Menge Kreativität abgeholfen werden kann.
Auch wenn man Alt und Jung für die Orgel begeistern "kann", heißt das nicht, dass sich junge Menschen automatisch für die tiefergehenden Geheimnisse der Orgelwelt interessieren. Nachwuchs im Bereich Orgelbau, Orgelmusik - und überhaupt im Bereich der “Orgelliebe” - ist rar. Von Interesse an Orgeldokumentation und den „trockenen“ wissenschaftlichen Bereichen will ich gar nicht schreiben.
Trotz aller Schwierigkeiten, Problemen und Herausforderungen: Die Orgelwelt hat viel zu bieten. Neben “alten” Werten, die aus Traditionen gewachsen sind und vielleicht etwas antiquiert wirken, ist der Orgelbau ein hochmoderner Wirtschaftszweig geworden, aus dem Impulse und Ideen in alle Welt transportiert werden. Die Erhaltung bestehender Orgeln und die Pflege der Orgelgeschichte sind immens wichtig, um eine Identität zu erhalten, die uns auch zukünftig Wegweisung und Fundament für eine weitere geistige und musikalische Entwicklung bereithält.
Orgelbau und Orgelmusik bieten Stabilität, aber auch Möglichkeiten zur kreativen Entfaltung und fantasievollen Gestaltung der Zukunft. Nur selten findet man solch ein Ineinander-wirken von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
Die GdO – so hat man manchmal das Gefühl - scheint ihre Glanzzeiten hinter sich gelassen zu haben. Auch wenn das Magazin ArsOrgani interessante Beiträge bietet, über Restaurierungen und Neubauten informiert und viele Aspekte der Orgelwelt beleuchtet, ist der Rest der GdO im Bewusstsein mancher Orgelfreunde wohl kaum existent. Vielleicht wirkt sie ein wenig wie ein Verein, in dem etwas kuriose Leute unter sich bleiben, ihre Traditionen pflegen, aber im Grunde Neulinge nicht so recht einbeziehen wollen. Man hat als Nicht-Vereins-Mitglied das “Türschild” schon mal gesehen, weiß aber nicht so recht, was sich dahinter verbirgt. Die Außenwirkung für Themen-Fremde ist nicht zu sehen.
In seiner Einführung zur Wahl (https://www.gdo.de/ueber-uns/hauptausschuss/wahl2021/einfuehrung) führt Wahlleiter Stefan Braun viele offene Fragen an, denen sich ein neuer GdO-Hauptausschuss stellen muss. Fragen, die beantwortet werden müssen, um das GdO-Präsidium zu beraten. Eine noble, aber auch schwere Aufgabe.
Eine Wahl ist in einer Demokratie willkommen! Sie bietet die Möglichkeit, Stellung zu beziehen und den “Fahrtweg” mitzugestalten. Wenigstens zu einem geringen Teil. Und so lohnt es sich, einmal einen Blick auf den Wahlzettel zu werfen und sich mit den zur Wahl stehenden Personen zu befassen.
Als ich dies – nach Erhalt der Wahlunterlagen, die der aktuellen ArsOrgani beilagen – tat, stellte ich eine kleine “Ungereimtheit” bei einigen zur Wahl stehenden Personen fest. Bereits im Vorfeld scheinen diese Orgelfreunde, die sich auf der Webseite www.orgelkultur-stärken.net vorstellen, in einer Interessengemeinschaft verbunden zu sein. Im Grunde ja nicht schlecht. Fünf aktive und teilweise bekannte Menschen, die sich einem Ziel verschrieben haben.
Und doch stellt sich mir die Frage, warum diese fünf Personen so dominant auftreten, aktiv Wahlwerbung betreiben und welche Ziele sie verfolgen. Und was wird geschehen, wenn eine Gruppe von Menschen, die zwar einzeln gewählt werden, aber im Vorfeld schon einander bei der Wahl unterstützt haben, wirklich gewählt wird? Wie sollen Meinungen anderer denn noch gelten, wenn eine Gruppe fest beisammensteht und sich gegenseitig Rückendeckung gibt? Wird es eine Art “Schattenregierung” in der GdO geben? Werden Projekte und Aktionen dann bevorzugt behandelt, wenn Mitwirkende diese “Gruppe” kennen? Kann Neutralität noch gewahrt werden? Und wo ist die Gleichbehandlung der zu wählenden Personen, wenn einige dominant auftreten, andere, unbekanntere dadurch gar nicht so viel Aufmerksamkeit erhalten?
Und selbst wenn nur einer von den fünf Leuten gewählt wird, dann wären ja u.U. die Meinungen und Interessen der anderen mit ihm verbundenen Personen auch indirekt mit gewählt und vielleicht in zukünftigen Beratungen meinungs- und richtungsweisend. Und das kann doch nicht Sinn der Wahl sein.
Dazu: Die GdO wählt nicht geheim. Wer sieht die Wahlunterlagen nach der Wahl? Könnte es für Wähler, die eine “Gruppe” nicht gewählt haben, nach der Wahl negative Auswirkungen haben, wenn diese Gruppierung das “spitzbekommt und an der Macht ist"?
Die Formulierungen auf der Seite www.orgelkultur-stärken.net klingen schön. Ein wenig unharmonisch gegenüber populärer Kirchenmusik, aber im Großen und Ganzen doch förderlich für die Orgelwelt. Und doch bleibt bei mir – aufgrund des Auftretens der Personen und ihrer Wahlwerbung – ein negatives Gefühl bestehen.
Natürlich habe ich mich an die GdO gewandt und um eine offizielle Rückmeldung gebeten. Von dem Präsidenten der GdO, Matthias Schneider, erhielt ich dazu eine erstaunlich kurze E-Mail mit dem Hinweis „Wie Sie an dem Prozedere ablesen können, kennt die Satzung der GdO keine Listenwahl. Daher sind nur Einzelpersonen in die Gremien wählbar.“, was sowohl keine adäquate Antwort auf meine Frage darstellt als auch meiner Meinung nach eine gewisse Blauäugigkeit oder ein Desinteresse an diesem Thema vermuten lässt. Ist da vielleicht schon eine Zusammenarbeit oder „Vorauswahl“ getroffen?
Als GdO-Mitglied können Sie von Ihrem Wahlrecht Gebrauch machen. Wie auch bei den politischen Wahlen ist ein “nicht-wählen” eine Stimme für diejenigen, die Sie auf gar keinen Fall wählen würden. Also: Wählen Sie!
Gehen Sie aber bitte sorgfältig mit Ihrem Wahlrecht um und prüfen Sie die zu wählenden Personen ganz genau. Nicht nur die vordergründig deutlichen Worte, sondern auch die Einstellung und Hintergründe der Personen. Ihr Auftreten in Foren (besonders im Pfeifenorgelforum unter www.pfeifenorgelforum.net kann man ganz erhellende Eindrücke von den Hintergründen einiger Personen, Ihrem Diskussions-Stil und ihrem Umgang mit Kritik und anderen Meinungen erhalten) und Presse, ihre Wortwahl beim Umgang mit Nicht-Orgelfreunden oder Orgelwelt-Minderheiten. Ihr Verständnis für andere Meinungen. Hören Sie sich um, diskutieren Sie mit anderen Orgelfreunden. Und wählen Sie weise.
Ihre Stimme kann die Orgelwelt beeinflussen! |